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Wie ein Bargteheider Chor nach New York kam

Die Bargteheider Kantorei hat in der Carnegie Hall in New York gesungen. Kantor Andis Paegle schwärmt von der Reise. Den Auftritt ergatterte der Chor auf Empfehlung.

Die Kantorei in den Häuserschluchten von Manhattan
Die Kantorei in den Häuserschluchten von ManhattanKantorei Bargteheide/DCINY

Bartgeheide/New York. Zuerst hatte Andis Paegle die E-Mail gar nicht ernst genommen. Sein Chor könnte in der Carnegie Hall auftreten, stand da. Paegle wollte die Nachricht schon in den digitalen Papierkorb verschieben, als er sah, dass der Absender – ein Konzertveranstalter aus den USA – auch mit ihm telefonieren wollte. Danach wusste er: Das Angebot war echt. Die Bargteheider Kantorei sollte tatsächlich in einem der berühmtesten Konzerthäuser der Welt auftreten.

Am Sonntag, 23. Juni, war es so weit. Die Kantorei sang zusammen mit acht weiteren internationalen Chören in der Carnegie Hall die Tango-Messe „Misa a Buenos Aires“, dirigiert von ihrem Komponisten Martín Palmeri.

Dass es der Chor aus Bargteheide einmal bis nach New York schaffen würde, war für Kantor Andis Paegle genauso eine Überraschung wie für seine Sänger. Mit der „Misa a Buenos Aires“ kannten sie sich allerdings aus. Im vergangenen Jahr hatte die Kantorei die Tango-Messe in der Bargteheider Kirche aufgeführt.

Aufwendige Organisation

Der argentinische Komponist Palmeri war selbst zum Konzert gekommen und hatte den norddeutschen Chor anschließend bei der Carnegie Hall für eine Aufführung seiner Messe empfohlen. Die zuständige Konzertagentur lud die Kantorei daraufhin als „herausragende Musiker“ in die US-Metropole ein.

Die Organisation für ein Konzert auf diesem Niveau war aufwendig. Paegle musste eine Gesangsprobe des Chores an den Konzertveranstalter schicken. Als Vorbereitung auf die Reise erhielt er einen vierseitigen Text mit Informationen und Anweisungen für seine Sänger. Die Schuhe zum Beispiel sollten schwarz und geputzt sein, aber nicht zu stark glänzen. Die Sänger sollten kein starkes Parfum auflegen, aber bitte Deo benutzen. Außerdem mussten alle Chormitglieder ihre Größe angeben, damit ihnen der richtige Platz zugewiesen werden konnte.

Flug und Unterkunft zahlte jeder selbst. Die Kantorei und der Förderverein für die Kirchen­musik sammelten Geld, um die zusätzlichen Kosten zu decken. Am Mittwoch, 19. Juni, flogen Paegle und rund 30 Sänger sowie einige Angehörige nach New York. Donnerstag sahen sie sich die Stadt an, Freitag und Sonnabend probten sie mehrere Stunden lang. Schon das sei fantastisch gewesen, sagt Paegle. Er habe viel für seine eigene Arbeit gelernt und die Musik, die er schon so oft aufgeführt hat, noch einmal tiefer verstanden.

Applaus im Stehen

Am Sonntag fand dann das Konzert statt. Die Sänger bildeten einen Chor mit 200 anderen Sängern aus acht verschiedenen Chören, einer kam sogar aus St. Petersburg. Als Dirigent stand Martín Palmeri vorn, Paegle sang selbst mit. Einige Sänger seien sehr aufgeregt gewesen, berichtet er. Aber dann wurde es so gut, dass sich das Publikum von seinen Sitzen erhob und im Stehen applaudierte.

Den dritten Teil des Konzertes, eine Uraufführung von Palmeris neuer Messe „Gran Misa“, konnten die Chormitglieder noch als Zuhörer im Saal verfolgen. Paegles Fazit über die Chorreise zur Carnegie Hall: Es war „wie im Himmel“.

Info
Bei einem Empfang am Donnerstag, 22. August, um 18 Uhr im Saal des Martin-Luther-Hauses, Lindenstraße 2, werden Kantor und Kantorei von dem Besuch berichten und sich noch einmal bei allen Unterstützern bedanken.