Lübeck. Das gelbe Warnschild am Bauzaun lässt vermuten, wie es um die zwei Türme des Lübecker Doms bestellt ist: "Vorsicht Steinschlaggefahr" ist darauf zu lesen. Hinter dem Zaun liegen Splitter der roten Backsteine, für die die fünf evangelischen Altstadtkirchen der Hansestadt und ihre sieben Türme bekannt sind. Voruntersuchungen sollen nun das Ausmaß der Schäden am Dom klären. Dann soll die Sanierung konkret beginnen – eine große Herausforderung für die Verantwortlichen, denn jeder Kirchturm prägt die Lübecker Stadtsilhouette. Finanzielle Unterstützung kommt vom Spendenprojekt "Sieben Türme sollst du sehen".
Die sieben Kirchtürme der fünf gotischen Kirchen St. Jakobi, St. Marien, St. Petri, St. Aegidien und des Lübecker Doms gehören neben dem Holstentor zu den Wahrzeichen der Stadt und sind Weltkulturerbe. "Soviel Backsteingotik wie Lübeck hat keine andere Stadt in Norddeutschland", sagt Liane Kreuzer, Bauchefin des Kirchenkreises Lübeck-Lauenburg. Nicht umsonst leistet die Hansestadt sich nach wie vor eine eigene obere Denkmalschutzbehörde und hat damit bundesweit einen Sonderstatus. Umso mehr ist dem Kirchenkreis daran gelegen, dass die sieben Türme in ihrer Pracht erhalten bleiben.
Kosten bis zu 200 Millionen Euro
Schon bei ihrem Amtsantritt beim Kirchenkreis 2010 ahnte Liane Kreuzer, dass sie sich auf ein Mammutprojekt eingelassen hatte. "Bei der Bestandsaufnahme stellten wir fest, dass jeder Turm der fünf Kirchen Schäden aufweist", sagt Kreuzer. Eine überschlägige Schätzung damals ergab, dass die Sanierung aller Türme bis zu 20 Millionen Euro kosten würde. Daraufhin wurde das Spendenprojekt "Sieben Türme" aktiviert.
Aktuelles Sorgenkind ist nun der Dom, der 1247 geweiht wurde. Mit seiner Turmhöhe von knapp 115 Metern ist er nach der Lübecker Marienkirche (125 Meter) das zweithöchste Gotteshaus in Schleswig-Holstein. Durch den Norderturm verläuft ein großer Riss. Hinzu kommt der Steinschlag. Mit Architekten, Statikern und Fachplanern untersucht die Bauabteilung des Kirchenkreises zusammen mit der Domgemeinde nun die Ursachen für die Schäden und will anhand einer Musterfläche den zu erwartenden Aufwand ermitteln. Allein die Kosten für diese Voruntersuchungen liegen bei 400.000 Euro. Wenn die Finanzierung gesichert ist, soll 2020 mit der Sanierung begonnen werden.