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Maulkorb und Sonnencreme: Wie der Familienurlaub mit Hund gelingt

Hunde sind für viele Familienmitglieder – kein Wunder also, dass sie ihre Herrchen und Frauchen auch meist auch mit den Urlaub begleiten. Dabei gibt es einiges zu beachten.

Die lieben Kleinen brauchen auch mal Urlaub. Dafür gibt es ab einige Dinge zu beachten
Die lieben Kleinen brauchen auch mal Urlaub. Dafür gibt es ab einige Dinge zu beachtenImago / Cavan Images

Endlich die Seele baumeln lassen, sich am Strand erholen, Städte erkunden oder ausgiebig wandern in den Bergen – nicht nur Hundehalter freuen sich, dass nun die schönsten Wochen des Jahres anbrechen. Urlaub, Ortswechsel, neue Eindrücke und gemeinsame Erlebnisse sind aus Sicht von Hundetrainerin Johanna Wolf auch für Vierbeiner etwas Gutes. Die Vorfreude des Menschen übertrage sich auch auf den Hund.

Damit auch die Fellnase auf ihre Kosten kommt, sei aber eine gute Urlaubsvorbereitung empfehlenswert. Fragen, die aus Sicht der Vorsitzenden des Bundesverbandes zertifizierter Hundetrainer zu klären sind: Ist er gesund und fit genug für eine Reise, kann er bei einem Wanderurlaub konditionell mithalten und sich flexibel auf neue Umgebungen und Abläufe einstellen? Und: Ist das Klima in dem Reiseland für den eigenen Hund vertretbar?

Kühlweste, Trinkflasche und Sonnencreme für Hunde mit wenig Fell

Hunde wie der aus nordischen Gefilden stammende Husky, die dünnfellige Französische Bulldogge oder der Berner Sennenhund mit seiner dichten Unterwolle kämen in sehr warmen Ländern nicht gut klar, erklärt Wolf. Die Tiere könnten einen Hitzschlag oder Sonnenbrand bekommen oder dehydrieren. Kühlweste, Trinkflasche und Sonnencreme für Hunden mit wenig Fell gehörten deshalb unbedingt ins Reisegepäck.

Selbst ein Urlaub an der Nord- oder Ostsee kann im Hochsommer laut Ralf Becker für Hunde schon zu warm sein. Das gelte erst recht für Ziele im Süden, schreibt Becker, der die Seite hundeurlaub.de betreibt. Wer Spanien, Kroatien oder Portugal mit Hund besuchen möchte, sollte deshalb besser im Frühling oder Spätsommer fahren, um extreme Hitze zu vermeiden.

Hundefreundliche Unterkunft buchen

Das A und O für ein entspanntes Miteinander ist für Hundetrainerin Wolf eine hundefreundliche Unterkunft. “Dinge, die einem wichtig sind wie die Zaunhöhe oder ein komplett eingezäuntes Grundstück sollte man sich vom Vermieter immer schriftlich bestätigen lassen.” Zudem rät sie, den Urlaubsort auf Hundefreundlichkeit zu checken.

Dazu zählen Fragen wie die, ob das Mitführen von Hunden am Strand oder auf Wegen möglich ist – und, ob es einen Tierarzt in der Nähe gibt. Abklären sollte man aber auch, ob es vor Ort hundefreundliche Restaurants, Ausflugsziele und Sehenswürdigkeiten gibt. “Sonst hast Du vielleicht eine traumhafte Location, nur Dein Hund darf leider fast nirgends mit.”

Schon vor dem Urlaub an einen Maulkorb gewöhnen

Auf jeden Fall kann sollten Hundehalter ihren Vierbeiner schon vor dem Urlaub an einen Maulkorb gewöhnen, sagt Wolf. In vielen Gegenden ist der bei Bus-, Bahn- oder Bergbahnfahrten für Vierbeiner Pflicht. Ohne diese Vorbereitung stelle das für Hund wie Mensch eine ungewohnte – und oft wenig entspannte – Situation dar. Damit der Hund sich in fremder Umgebung wohlfühlt, sollte der Vierbeiner vorher auch mal mit zu Freunden oder ins Restaurant genommen werden. Wenn er dies nicht kenne, werde er solche Situationen auch im Urlaub nicht entspannt erleben.

Ohnehin helfen Hunden laut Wolf auch im Urlaub vertraute Abläufe. Die Hundetrainerin rät: “den vertrauten Liegeplatz mitnehmen, im neuen Umfeld den Liege-, Fress- und Utensilienplatz von Beginn an festlegen, Fütterungs- und Gassizeiten beibehalten”. Auch sollte der Hund in der neuen Umgebung erstmal ankommen, Spaziergänge und Wanderungen langsam gesteigert werden. “Und nach jedem neuen Erlebnis Ruhezeiten einplanen, damit das Erlebte verarbeitet werden kann.”

Flugreisen für die allermeisten Hunde sehr stressig

Bei Hotelaufenthalten sei es zudem hilfreich, wenn der Hund eine gute Grunderziehung genossen hat: wenn er – auch im Restaurant – entspannt auf seinem Liegeplatz bleibt, stubenrein ist und gelegentlich für eine überschaubare Zeit alleine bleiben kann. Das sei eine gute Option, wenn man in der heißen Mittagszeit mal ohne Hund in der Stadt bummeln oder ein Museum besuchen möchte.

Flugreisen mit Hund sollten gut überlegt sein
Flugreisen mit Hund sollten gut überlegt seinImago / Depositphotos

Ohnehin rät die Hundetrainerin zu Pragmatismus bei der Ferienplanung. “Man sollte nicht krampfhaft den Hund in jede Form von Urlaub reinpressen”, sagt Wolf. “Wir müssen unsere Hunde nicht immer mitnehmen”, oft entspringe das eher dem Bedürfnis des Menschen. Flugreisen mit Vierbeiner seien beispielsweise für die allermeisten Hunde sehr stressig. Wer in die weiter entfernte Wärme möchte, sollte deshalb lieber “eine gute Hundebetreuung finden und alleine in ein sehr heißes Land fliegen”.

Probeübernachtung beim Betreuer

Wolf rät zu schauen, wie es dem eigenen Hund geht, wenn er fremdbetreut wird – sei es privat oder von einem professionellen Anbieter. Auf jeden Fall sollte es eine Probeübernachtung geben, statt sich gleich für zwei Wochen zu verabschieden.

Eine gute Alternative sei auch ein Haussitter – etwa bei Angsthunden oder älteren Tieren. Inzwischen gebe es Anbieter, die sich im Urlaub um zu Hause gebliebene Tiere, Pflanzen, die Post kümmern. Wolf hat damit selbst gute Erfahrungen gemacht, als sie mit ihrer Familie in Tunesien war – ohne ihre drei Vierbeiner. “Einer meiner Hunde ist über 14 Jahre alt, blind, leicht dement und taub. Ihm wollte ich keinen Ortswechsel mehr zumuten.” Für die Hundetrainerin eine perfekte Lösung – “eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten”.