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WHO warnt vor medizinischer Katastrophe im Gazastreifen

Die medizinische Versorgung im Gazastreifen mit seinen 1,9 Millionen Vertriebenen wird laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) immer schwieriger. Der WHO-Vertreter für die besetzten Palästinensergebiete, Rik Peeperkorn, sprach am Dienstag wörtlich von einem “Rezept für eine Katastrophe”. Beschränkungen beim Nachschub, fehlende sichere Bewegungsmöglichkeiten und der Abzug von Personal aus Krankenhäusern aufgrund deren Gefährdung führten dazu, dass auch im Süden der umkämpften Enklave immer weniger Kliniken funktionsfähig seien, sagte er in einem Briefing per Video von Jerusalem aus.

Seit dem 26. Dezember hätten sechs humanitäre Missionen abgesagt werden müssen, teilte die WHO mit. Während dieser Zeit habe man kein einziges Mal den Norden Gazas erreicht. Die Mitarbeiter seien bereit, Hilfe zu leisten, aber man habe nicht die nötigen Genehmigungen für ein sicheres Vorgehen erhalten, sagte Peeperkorn.

Kampfhandlungen und israelische Evakuierungsbefehle in den zentralen Teilen des Gazastreifens und im südlichen Khan Younis beeinträchtigten den Zugang zu Krankenhäusern für Patienten und Krankenwagen, sagte Peeperkorn. Auch für die WHO sei es “unglaublich kompliziert” geworden, die angeschlagenen Einrichtungen mit medizinischen Gütern und Treibstoff zu erreichen.

Die Sorge richte sich auf das European Gaza Hospital, den Nasser Medical Complex und das Al-Aqsa-Krankenhaus nahe den Evakuierungszonen. Die drei Einrichtungen seien “eine Rettungsleine” für rund zwei Millionen Menschen im Süden Gazas, so Peeperkorn.

Sean Casey, Koordinator der Notfall-Teams der WHO im südlichen Gazastreifen, sagte ebenfalls per Video von Rafah aus, die Ernährungslage im Norden sei “absolut schrecklich”. Es gebe fast keine Lebensmittel, die Menschen bettelten um Essen. Auch ohne einen Waffenstillstand müssten die humanitären Korridore verlässlicher funktionieren, sagte Casey.