Weniger Mitglieder und weniger Geld: Die westfälische evangelische Kirche sieht sich bei der Finanzierung ihrer Kitas an Grenzen. Ihr Leiter glaubt zudem, dass es in Zukunft nicht mehr drei Landeskirchen in NRW geben wird.
Die Kindergärten der Evangelischen Kirche in Westfalen stehen laut dem Vizepräsidenten der Kirche, Ulf Schlüter, vor gravierenden Problemen bei der Finanzierung. Es drohe die Schließung von Gruppen oder ganzer Einrichtungen, was sich besonders im ländlichen Raum schmerzlich auswirke, sagte der kommissarische Leitende Geistliche am Mittwoch vor Journalisten in Bielefeld. Die Kirche gerate aufgrund rückläufiger Einnahmen mit ihrem Trägeranteil von 10,3 Prozent an Grenzen. “Da geht es um viele Millionen.” Das Ganze funktioniere nur noch durch die finanziellen Zuschüsse der Kommunen.
Aus finanziellen Gründen müssten auch die drei evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen noch stärker kooperieren, forderte Schlüter. In fünf oder zehn Jahren sollte es angesichts rückläufiger Mitgliederzahlen in NRW nicht mehr drei Landeskirchen mit jeweils großen Behörden geben. “Das ist kein leichter Prozess”, so Schlüter. Aber die westfälische, rheinische und lippische Landeskirche müssten sich effizienter aufstellen. Als Beispiel verwies er auf das vor einigen Jahren gegründete Diakonische Werk Rheinland-Westfalen-Lippe.
Schlüter äußerte sich zum Abschluss der diesjährigen Herbsttagung der Landessynode, also der Kirchenparlaments. Der Theologische Vizepräsident steht nach dem Rückzug von Präses Annette Kurschus übergangsweise an der Spitze der viertgrößten deutschen Landeskirche. Eigentlich sollte die Synode bei ihrer Herbsttagung die Nachfolge von Kurschus beschließen, jedoch machte der einzige Kandidat nach Vorwürfen persönlichen Fehlverhaltens einen Rückzieher. Laut Schlüter führt der Nominierungsausschuss bundesweit Gespräche mit möglichen Kandidatinnen und Kandidaten. Er hoffe, dass bei einer Sondersynode am 29. März eine Wahl gelinge.
Die Evangelische Kirche von Westfalen hat knapp 2 Millionen Mitglieder und hat ihren Sitz in Bielefeld. Ihr Gebiet umfasst im Wesentlichen die ehemalige preußische Provinz Westfalen.