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Wenn die Glocken läuten

Gottesdienste – das ist es, was für mich Weihnachten ausmacht. Es fing an, als ich zehn war und das erste Mal mit dem Kinderchor in der Christvesper sang. Je älter ich wurde, desto mehr kam Heiligabend dazu: Vormittags singen auf den Fluren des Krankenhauses für die, die Weihnachten nicht nach Hause gehen konnten. Nachmittags drei Gottesdienste hintereinander, im Chor, im Orchester oder in irgendeiner anderen Funktion. Und schließlich nachts um elf noch die Christmette.
Meinen Eltern war das anfangs gar nicht recht. Heiligabend gehört der Familie, war die Meinung, und man muss es doch nicht übertreiben mit der Kirche. Aber mir waren das Zusammensein mit anderen Menschen, das Musizieren und die Bibeltexte eben genauso wichtig.
Dann wurde ich selbst Mutter. Und es kamen Jahre, in denen der Heiligabendgottesdienst aus aufgeregtem Gewusel rund um das Krippenspiel unserer eigenen Kinder bestand. Auch das hatte seine Schönheit – aber ich gebe zu, dass ich es genieße, dem Gottesdienst inzwischen wieder in aller Ruhe folgen zu können und statt der Kinderlieder die alten Gesänge und Texte zu hören.
Wenn die Glocken läuten, die Menschen in die Kirche strömen und das Evangelium einsetzt mit den Worten „Es begab sich aber zu der Zeit …“, dann weiß ich: Gott ist in die Welt gekommen. Es ist Weihnachten. Anke von Legat