Eutin. Schock bei den Eutiner Festspielen: Ein Toter stürzt bei der Aufführung "Die Fledermaus" von Johann Strauß aus der Kulisse. Es handelt sich um den Hamburger Dompropst. Splitternackt und mit durchgeschnittener Kehle liegt er hinter der Freilichtbühne. Ein Fall für Lüder Lüders, den kauzigen Kriminalrat vom Kieler Landeskriminalamt. Er übernimmt in Hannes Nygaards neuem Krimi "Das Kreuz am Deich" die Ermittlungen – und vermutet schnell, dass der katholische Geistliche einer Kirchen-Intrige zum Opfer gefallen ist.
Mit dem aktuellen Hamburger Dompropst Franz-Peter Spiza, der sich bester Gesundheit erfreut, hat Nygaards fiktive Geschichte natürlich nichts zu tun. In Nygaards Krimi heißt der Dompropst Josef Kellermann, ein Reformer in der katholischen Kirche, der eine heimliche Liebesbeziehung zu einer Frau unterhielt und sich gegen den noch heute praktizierten Exorzismus aussprach.
Machtspiele der Kirche
So beschäftigt Lüders auch ein älterer, längst abgeschlossener Fall, in den Kellermann verstrickt war: Als katholische Priester einem geistig behinderten Jungen im beschaulichen Seedorf (Kreis Segeberg) den Teufel austreiben sollen, legte Kellermann als zuständiger Dompropst sein Veto ein. Der Vatikan setzte den Exorzismus dennoch durch – und nahm den Tod des Kindes in Kauf.
Solche Machtspiele, wenn auch in weniger drastischer Form, sind wohl auch Hamburgs Dompropst Spiza bekannt. Anfang Juli war gerade erst ein Pilotprojekt zur Rettung acht katholischer Schulen in der Hansestadt gescheitert – am Votum des Erzbischofs und zum Zorn der Eltern.