Die Welthungerhilfe dringt auf einen entschiedenen Einsatz der Bundesregierung für ein neues Klimafinanzziel ab 2025. Die Regierungskrise in Deutschland dürfe nicht dazu führen, „dass wir die von der Klimakrise betroffenen Menschen im Stich lassen“, betonte Mathias Mogge, Generalsekretär der Welthungerhilfe, am Montag mit Blick auf den 29. UN-Klimagipfel in Aserbaidschan. „Dem Klima ist es egal, wer in Deutschland oder den USA die Regierung führt.“ Die Leidtragenden seien in der Regel die Ärmsten.
Deutschland müsse seine Zusagen von sechs Milliarden Euro ab 2025 verlässlich einhalten und sie auf acht bis zehn Milliarden erhöhen, forderte die Welthungerhilfe. „In Baku muss ein Zeichen der Solidarität mit dem globalen Süden gesetzt werden!“, betonte Mogge. Allein für Anpassungsmaßnahmen werde nach UN-Angaben der Bedarf an Finanzierung auf bis zu 387 Milliarden US-Dollar pro Jahr geschätzt. Die Finanzierungslücke betrage bisher etwa 359 Milliarden US-Dollar.
Die Verteilung der Gelder sei „extrem ungerecht“, kritisierte die Organisation. Für Anpassungsmaßnahmen an sich verändernde Klimabedingungen stünden in einkommensschwachen Ländern nur zehn Prozent zur Verfügung. Zudem seien in den vergangenen Jahren weniger als drei Prozent der Klimagelder in einkommensschwächste Länder geflossen, obwohl diese nachweislich am stärksten von den Folgen des Klimawandels betroffen seien und kaum etwas dazu beigetragen hätten. Der Klimawandel sei neben bewaffneten Konflikten einer der größten Hungertreiber.
Bei der 29. Weltklimakonferenz kommen von Montag an bis zum 22. November Delegierte aus 200 Ländern zusammen. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat seine Teilnahme nach dem Bruch der Ampel-Koalition abgesagt. Schwerpunkt des Treffens ist die zukünftige Finanzierung von Klimaschutz. Übergreifendes Ziel ist, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad Celsius im Vergleich zur vorindustriellen Zeit zu begrenzen. Dafür sind jedoch wesentlich mehr Anstrengungen nötig als bisher. Laut UN-Daten steuert der Planet mit den derzeitigen Maßnahmen und Klimaschutzvorhaben auf eine Erwärmung von 2,6 bis 3,1 Grad bis Ende des Jahrhunderts zu.