Die amerikanisch-russische Journalistin Alsu Kurmasheva soll “Falschinformationen” über die russische Armee verbreitet haben. Dafür muss sie nun ins Gefängnis. Journalisten kritisieren den Prozess scharf.
Die amerikanisch-russische Journalistin Alsu Kurmasheva ist von einem Gericht im russischen Kasan nach einem Geheimprozess zu sechseinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden. Nach einem Bericht des englischsprachigen Dienstes der Deutschen Welle (DW) vom Montag, der sich auf russische Gerichtsangaben bezieht, fiel das Urteil bereits am vergangenen Freitag und damit am gleichen Tag wie das Urteil gegen den “Wall Street Journal”-Korrespondenten Evan Gershkovich. Die oppositionelle “Moscow Times” bestätigte die Angaben.
Kurmasheva arbeitete von Prag aus für das von den USA finanzierte Radio Free Europe/Radio Liberty (RFE/RL). Sie war im Oktober 2023 in Russland verhaftet worden, da sie laut den russischen Behörden versäumt hatte, sich offiziell als “ausländischer Agent” registrieren zu lassen. Ausländische Journalisten sind seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs in Russland zu dieser Registrierung verpflichtet. Zwar ist nach DW-Berichten nicht offiziell bekannt, wie die Anschuldigungen der russischen Seite gegen Kurmasheva lauteten. Sie sei aber auch wegen der “Verbreitung von Falschinformationen” über die russische Armee verurteilt worden.
Der Präsident des Senders, Stephen Capus, nannte den Prozess und das Urteil am Montag eine “Verhöhnung der Justiz”. RFE/RL sendet in mehr als zwei Dutzend Sprachen Programme für Länder in Osteuropa sowie Vorder- und Zentralasien. Der Sender wurde 1950 gegründet. Bis 1995 war die Zentrale in München und zog dann nach Prag um.
Die US-Regierung wirft Russland vor, Kurmasheva wie den ebenfalls am Freitag zu 16 Jahren Haft verurteilten Evan Gershkovich für einen möglichen Gefangenenaustausch nutzen zu wollen. Im Februar 2022 war die US-Basketballerin Brittney Griner wegen angeblichen Drogenbesitzes in Moskau festgenommen und später zu neun Jahren Gefängnis verurteilt worden. Griner wurde Ende 2022 gegen den seit 2012 in den USA verurteilten russischen Waffenhändler Wiktor But ausgetauscht.