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Weißer Ring: Hälfte der Anträge auf Opferentschädigung ohne Erfolg

Kriminalitätsopfer gehen oft leer aus: 2023 wurden laut Weißem Ring bundesweit 48,1 Prozent aller Entschädigungsanträge abgelehnt – so viele wie noch nie. Hoffnung macht eine Reform – doch noch ist ihr Erfolg ungewiss.

Versorgungsämter in Deutschland haben im Jahr 2023 so viele Anträge von Kriminalitätsopfern abgelehnt wie noch nie. Das zeige eine exklusive Auswertung des Opferhilfsvereins Weißer Ring, die am Mittwoch in Mainz veröffentlicht wurde.

48,1 Prozent der Anträge auf Hilfen nach dem Opferentschädigungsgesetz wurden demnach abgelehnt, der bundesweite Höchstwert aus dem Jahr 2022 lag bisher bei 46,6 Prozent. Genehmigt hätten die Ämter 23,4 Prozent der Anträge – der Tiefststand mit 26,2 Prozent aus dem Jahr 2019 sei unterboten worden. 28,5 Prozent der Anträge erledigten sich im Jahr 2023 nach Erkenntnissen des Weißen Rings aus sonstigen Gründen.

2023 gingen laut Mitteilung hierzulande 15.125 Anträge auf Entschädigung bei den Versorgungsämtern ein. Das entspreche sieben Prozent der 214.099 Gewalttaten, die das Bundeskriminalamt in der polizeilichen Kriminalstatistik erfasst hatte. Der Weiße Ring geht dabei davon aus, dass viele Opfer ihre Anträge zurückziehen, weil teils jahrelange Antragsverfahren und aussagepsychologische Begutachtungen sie stark belasten. Ursachen für “Erledigung aus sonstigen Gründen” würden bisher weder einheitlich noch bundesweit erfasst.

“Die jüngsten Zahlen zum Opferentschädigungsgesetz bestätigen unsere Erkenntnisse, dass die dringend notwendige Hilfe bei den Opfern oft nicht ankommt”, erklärte die Bundesgeschäftsführerin des Vereins, Bianca Biwer. Sie hoffe durch eine bereits erfolgte Neuregelung der Opferentschädigung im Sozialgesetzbuch auf Verbesserungen für Opfer von Kriminalität.