Bald ist Weihnachten. Für manche stehen Glühwein und Weihnachtsmarkt im Fokus für andere Christvesper und Besinnlichkeit, doch was die meisten eint: Zu Weihnachten gibt es Geschenke. Das Schenk-Ritual geht auf eine uralte Tradition zurück, weiß der Theologe Wolfgang Reinbold. „Ursprünglich beschenkte man sich nicht zum Weihnachtsfest, sondern zum Fest des heiligen Nikolaus am 6. Dezember.“
Der Zusammenhang zwischen Nikolaus und dem Schenken bestehe darin, dass der Heilige Nikolaus von Myra der Legende nach Kinder beschenkt habe, sagt Reinbold. Nikolaus soll drei Töchtern eines verarmten Vaters heimlich in der Nacht Goldstücke durch das Fenster geworfen haben. Damit konnte die Aussteuer für die Hochzeit der Töchter bezahlt werden und sie wurden vor der Prostitution bewahrt.
Nikolaus galt als ‘Heiliger’, erklärt Reinbold. Als die Reformation die Kirche im 16. Jahrhundert erneuerte, sei das zum Problem geworden. Denn ‘Heilige’ sind nach dem Verständnis des Neuen Testament alle Christinnen und Christen, sagt der Professor für Neues Testament an der Universität Göttingen. Eine Verehrung bestimmter, hervorragender Menschen als ‘Heilige’ sei für evangelische Christen nicht in Frage gekommen. Der Brauch des Schenkens verlagerte sich vom Nikolaustag mehr und mehr zum Tag des Christfests. Nun warteten die Kinder darauf, dass das “Christkind” die Geschenke brachte.
Viel später ist Reinbold zufolge der Weihnachtsmann, wie wir ihn heute kennen, hinzugekommen. Er verbinde auf eigentümliche Weise das Weihnachtsfest mit der Figur des Nikolaus. Mit christlichen Inhalten habe er allerdings nichts mehr zu tun. Übrig geblieben sei lediglich das Schenken. Das passe „ganz wunderbar zum eigentlichen Sinn des Weihnachtsfests“, sagt der Theologe. „Gott beschenkt die Menschen – und sie beschenken diejenigen, die ihnen am liebsten sind.“