Hildesheim. Die hannoversche Landeskirche sucht nach Wegen, den Pfarrberuf langfristig attraktiv zu halten. Innerhalb der Kirche gebe es ein enormes Interesse, auf aktuelle gesellschaftliche Veränderungen mit einem dazu passenden Pfarrer-Berufsbild zu reagieren, sagte der evangelische Landesbischof Ralf Meister in Hildesheim. Dort diskutierten in der Michaeliskirche rund 200 Pfarrer aus dem gesamten Gebiet der Landeskirche unter dem Titel "Pfarrberuf 2030" Zukunftsfragen rund um das Pfarramt. "Es ist das erste Mal, dass wir uns diesem Thema in so großer Zahl widmen", sagte Meister.
Die Pfarrer bräuchten auch in Zukunft die richtigen Rahmenbedingungen, um ihren neuen Aufgaben in Seelsorge und Verkündigung gerecht zu werden, betonte Meister. "Nichts ist wichtiger als Pastorinnen und Pastoren, die zutiefst zufrieden sind mit der Ausübung ihres Berufs." In der Vergangenheit habe es schon verschiedene Antwortversuche der Kirche auf Themen wie den demografischen Wandel, Mitgliederschwund oder die abnehmende eigene Finanzkraft gegeben, sagte der Bischof. "Ich hoffe sehr, dass wir hier Raum schaffen für Querdenker, die unsere bisherigen Denkschemata hinterfragen und uns vielleicht neue, spannende Lösungswege aufzeigen können."
Ruhestandswelle steht bevor
Oberlandeskirchenrätin Nicola Wendebourg sagte, gerade weil auch die hannoversche Landeskirche vor einem gigantischen Wandel stehe, sei jetzt der Zeitpunkt gekommen, um sich über die Zukunft Gedanken zu machen. In Deutschlands größter Landeskirche zwischen Hann. Münden und der Nordsee arbeiten nach ihren Angaben zurzeit noch rund 1.800 Pastoren. Bis 2030 verliere die Kirche aber durch eine Ruhestandswelle rund ein Drittel ihrer Pastorenschaft: "Wir erhoffen uns deswegen auch wichtige Impulse, wie wir mit weniger Personal weiter verlässlich in der Fläche präsent sein können."
Es zeichne sich deutlich ab, dass junge Pastoren vor enorm fordernden Aufgaben stünden, sagte die Oberlandeskirchenrätin. "Allein schon, wenn jemand in Zukunft nicht mehr für fünf sondern vielleicht für zwölf Dörfer zuständig ist, dann braucht es für diese Arbeit ein enormes Zutrauen. Daran ist nichts schönzureden." Sie sei aber überzeugt, dass gerade in den Anforderungen auch ein enormes Potenzial stecke. "Bei allen Anstrengungen bleibt der Pfarrberuf eine tolle Aufgabe."