Gieboldehausen/Kr. Göttingen. Tief vergräbt Pastor Jens-Arne Edelmann seine Hand in dem roten, samtweichen Kollektenbeutel. Lächelnd präsentiert er dann auf seiner Handfläche ein Bonbon mit kyrillischer Schrift, einen Perlmutt-Knopf, einen kanadischen Geldschein und eine Tablette. Nach und nach breitet der 53-Jährige seine ungewöhnliche Sammlung in der evangelischen Gustav-Adolf-Kirche vor sich auf dem Tisch aus: Seit mehr als 15 Jahren bewahrt der Theologe aus dem südniedersächsischen Gieboldehausen das auf, was während des sonntäglichen Gottesdiensts neben der gewöhnlichen Geldspende sonst noch so im Klingelbeutel landet.
Als Edelmann im Jahr 2000 seinen Dienst in dem kleinen Dorf im Eichsfeld begann, stellte er fest, dass immer mal wieder ungewöhnliche Dinge in der wöchentlichen Kollekte zutage kamen. Er begann damit, diese in einer kleinen Plastikdose zu sammeln. Neben einer Büroklammer finden sich auch Hundetrockenfutter, Getreide-Ähren oder bunte Chips für Einkaufswagen.
Keine böse Absicht
Bis heute, noch mehr als 15 Jahre nach der Einführung des Euro, finde er noch Pfennige und D-Mark im Klingelbeutel, sagt Edelmann und kramt nach den älteren Münzen. Die Gottesdienstbesucher lassen auch Geld aus anderen Ländern im Beutel. Anhand der ausländischen Münzen, beispielsweise aus Polen oder Ungarn, könne man manchmal erahnen, wo die Menschen im Urlaub waren. "Es wäre spannend, wenn man dazu eine Geschichte schriebe."
Über die Herkunft der eigenwilligen Spender weiß er wenig, sagt Edelmann, während er einen kleinen Spielgeldschein von 20 Mark in die Hände nimmt. Eine böse Absicht stecke aber nicht hinter den ungewöhnlichen Spenden, glaubt er: "Das passiert sicherlich nicht, um uns zu ärgern." Vielleicht seien manche der Meinung, dass Kirche generell mit Geld etwas anfangen könnte, oder es rutsche einfach so mit in den Beutel, vermutet der Pastor. "Ich kenne jemanden, der gar nichts hatte und der dann Knöpfe gegeben hat, weil es ihm so peinlich war."