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Warum manche Spiele zu Klassikern werden

In den sozialen Medien werden sie derzeit wiederentdeckt: Spieleklassiker, die schon vor Generationen für Spaß und Spannung sorgten. Warum manche Spiele diesen Status erreichen, untersucht ein Wissenschaftler.

Sie sollen schon Freundschaften zerstört, Familienstreite heraufbeschworen und zügellosen Ehrgeiz ausgelöst haben: Die Rede ist von Spielen und Spieleklassikern wie Monopoly, Uno oder Twister. Gleichzeitig stellen sie ein verbindendes Element dar, das Generationen dazu gebracht hat, sich an einem verregneten Sonntagnachmittag um den Küchentisch zu scharen und stundenlang miteinander zu spielen, wie Spielzeugforscher Volker Mehringer erklärt. Er forscht an der Universität Augsburg und spricht von einem angeborenen Bedürfnis des Menschen zu spielen. Bereits Babys zeigten nach ein paar Monaten ein Spielverhalten.

Die Motivation, warum Kinder, Jugendliche und Erwachsene gerne spielen, unterscheide sich im Grunde nicht. “Es ist ein toller Zeitvertreib, kurzweilig, gibt uns positive Emotionen und lenkt uns ab. Einer Tätigkeit mit so vielen positiven Begleiterscheinungen gehen wir einfach gerne nach”, sagt Mehringer.

Die Zahlen geben ihm recht. Nach Daten des Portals Statista belief sich der Umsatz von Brett- und Kartenspielen sowie Puzzles 2022 in Deutschland auf rund 710 Millionen Euro. Zum Vergleich: 2005 spielte die Kategorie Gesellschaftsspiele einen Umsatz von rund 400 Millionen Euro ein.

Dass gerade klassische Spiele mit einem hohen Bekanntheitsgrad beliebt sind, bestätigt auch der Spielwarenhersteller Hasbro. “Die Nachfrage nach Klassikern ist seit Jahren ungebrochen hoch”, erklärt das Unternehmen auf Anfrage. Hasbro vertreibt unter anderem Monopoly, Cluedo und Risiko. Auch nach über 85 Jahren liegt Monopoly immer noch auf Platz eins der am meisten nachgefragten Klassiker, wie ein Sprecher mitteilt.

Aber was macht Spiele über einen langen Zeitraum beliebt und erfolgreich? “Die einfache Antwort ist, dass diese Spiele Spaß machen”, sagt Forscher Mehringer. Hinter der vermeintlich banalen Formel verberge sich aber ein komplexerer Sachverhalt. Emotional betrachtet sei das Spielen ein Auf und Ab von Gefühlen, erklärt er. Während eines guten Spiels fühlten sich Menschen nicht gleichbleibend gut, schlecht oder gelangweilt. Stattdessen wiesen die meisten Spiele die typische Charakteristik einer emotionalen Achterbahnfahrt auf.

Diese Logik lasse sich bereits bei einem einfachen Versteckspiel beobachten: Sowohl Stresslevel der Spielerinnen und Spieler als auch der Spannungsbogen veränderten sich in bestimmten Spielsituationen. Gefunden zu werden stelle etwa einen emotionalen Höhepunkt dar, auf das Freischlagen folge eine Entspannung bis zur nächsten Runde.

Ähnliches lasse sich bei anderen Spielen beobachten: “Spiele wie Monopoly, Die Siedler von Catan oder Mensch ärgere dich nicht weisen auch verschiedene Spannungsverläufe auf”, sagt Mehringer. Wichtig sei, dass das Auf und Ab der Gefühle beim Spielen durch Abwechslung geprägt sei und sich in einem Bereich bewege, der von den Spielern als angenehm empfunden werde. Dieser Bereich unterscheide sich aber von Spieler zu Spieler und präge die eigenen Spiel-Präferenzen. “Das Grundprinzip ist aber bei allen das gleiche und das sind letztendlich positive Emotionen”, sagt Mehringer.

Wie wichtig Spieleklassiker auch für die Hersteller sind, bestätigt der Kosmos-Verlag. Das Unternehmen vertreibt unter anderem Catan – Das Spiel (ehemals Die Siedler von Catan). Weltweit sind einer Unternehmenssprecherin zufolge rund 45 Millionen Exemplare des Spiels verkauft worden. Auch hier sei eine konstante Nachfrage nach Klassikern zu spüren. Die kontinuierliche Pflege und der Ausbau von Klassikern im Sortiment stelle einen wichtigen Baustein in der Firmenstrategie dar, sagt sie. Ein Blick auf die Kosmos-Webseite zeigt: Zum Spiel Catan gibt es zahlreiche Erweiterungen, Ableger, Fanartikel und sogar einen Roman.

Spielwarenhersteller Hasbro setzt ebenfalls auf diese Strategie und vereinfacht nach eigenen Angaben etwa beliebte Spielprinzipien für jüngere Spieler oder entwickelt sie weiter. Das Unternehmen weiß: “Varianten beliebter Spieleklassiker halten diese modern.”