Erinnern Sie sich noch an das „Unwort des Jahres 2023“? Wir lösen das mal schnell auf: „Remigration“ war es, und wenn man hört, welche Vorschläge die Jury für 2024 bekommen hat, dann war das laufende Jahr nicht viel besser als das vergangene. „Biodeutsche“ und „kriegstüchtig“ werden oft genannt, haben die Organisatoren bekannt gegeben.
Inzwischen existiert ein ganzer Kosmos an Unwörtern. „Menschenmaterial“ ist das „Unwort des Jahrhunderts“, Aktien-Fans küren das „Börsen-Unwort des Jahres”. „Taschengeld-Trader“ und „Zufallsgewinne“ sind hoch im Kurs, wobei die Übergänge zum Mutter-Unwort fließend sind. „Corona-Gewinner“ würde schließlich überall als Unwort durchgehen.
“Unwörter” gibt es auch in der Kirche
Bei so vielen Unwörtern liegt eine Idee nahe: das „Kirchen-Unwort des Jahres“. Phrasen, Plattitüden und schräge Begriffe gibt es schließlich auch unter Christenmenschen. Luther beiseite, da haben wir schon den ersten Anwärter, denn man fragt sich doch, wie sich ein „Christenmensch“ wohl von einem „Christentier“ unterscheidet.
Auch die Kirche ist eben vor sprachlichen Kuriositäten nicht gefeit, liebe Brüder und Schwestern – was übrigens eine ziemlich aus der Zeit gefallene Anrede ist. Oder haben Sie schon mal ihren leiblichen Bruder mit „Bruder“ und dem entsprechenden Vornamen gerufen? Und wo wir schon bei Anreden sind: Weiß jemand, wie hoch so eine „hohe Synode“ eigentlich ist?
Auch Plattitüden haben leider ihren Weg in den kirchlichen Sprachgebrauch gefunden. Achten Sie mal darauf bei den kommenden Weihnachtsansprachen. Es stimmt ja, dass das Kind in der Krippe die Kraft hat, diese Welt zu verändern. Aber müssen wir es jedes Jahr wieder über uns ergehen lassen, immer mit exakt der gleichen Wortwahl? Auch dass Weihnachten in diesem Jahr „wichtiger denn je“ ist, hören wir schon seit ewigen Zeiten. Das lässt nur einen Schluss zu: Die Jahre werden immer schlimmer. Und das ist nun wirklich keine christliche Botschaft.