Ruchow. Es war ein Paukenschlag, was eine Tageszeitung in Mecklenburg-Vorpommern im November 2013 mitteilte: "Sensation: Älteste Orgel von Mecklenburg entdeckt", lautete die Überschrift. In der Kirche des etwa 160 Einwohner zählenden Dorfes Ruchow zwischen Sternberg und Güstrow war in der Schmidt-Orgel von 1796 ein Barock-Orgelpositiv des Hamburger Orgelbauers Joachim Richborn von vermutlich 1675 gefunden worden. Von Richborn sind weltweit nur drei weitere Instrumente erhalten. Sie stehen in der Lübecker Jakobikirche, im schwedischen Skoloster und in einem Kloster auf Teneriffa.
Im Zuge der im Oktober 2014 gestarteten Restaurierung musste die Angabe "älteste Orgel von Mecklenburg" allerdings auf "ältestes Orgelpositiv" relativiert werden. Denn die Richborn-Orgel stammt tatsächlich aus dem Jahr 1684 und ist damit ein Jahr jünger als das Instrument in Basedow bei Malchin (Kreis Mecklenburgische Seenplatte).
Seit mehr als 20 Jahren nicht mehr spielbar
Außerdem wurden durch die Restaurierung aus dem einen Instrument, das seit 1995 nicht mehr spielbar war, nun zwei Orgeln. Sie sollen am Sonnabend, 4. Juni, um 15 Uhr gesegnet werden und in einem festlichen Konzert (17 Uhr) erklingen. Dazu werden etwa 300 Gäste erwartet, darunter auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) und der ehemalige Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU).
Neumann habe als eine seiner letzten Amtshandlungen 175.000 Euro für die Restaurierung der Richborn-Orgel locker gemacht, weil sie von "nationalem Interesse" ist, sagt Stefanie von Laer, Vorsitzende des Ruchower Orgel-Fördervereins. Weitere Gelder kamen vom Land MV, vom Kirchenkreis Mecklenburg und von Sponsoren.
Etwa 235.000 Euro kosteten die Arbeiten insgesamt. Das Richborn-Positiv mit seinen fünf Registern wurde in der Orgelbau-Werkstatt Jehmlich (Dresden) restauriert und steht jetzt an der Nordseite des Altarraumes. "Es hat ganz viele Facetten. Der Klang ist ungewöhnlich groß", schwärmt Laer von dem kleinen Instrument. Die jüngere Schmidt-Orgel von 1796 befand sich in einem relativ schlechten Zustand. Sie wurde in der Lübecker Werkstatt von Reinalt Klein ergänzt und restauriert, verfügt nun über sechs Register und befindet sich auf der Empore.