Er war die größte einzelne bewaffnete Erhebung gegen die deutsche Wehrmacht im besetzten Europa während des Zweiten Weltkriegs. Am 1. August 1944 begann der Warschauer Aufstand der polnischen Heimatarmee gegen die deutschen Besatzer. Dieser Aufstand ist nicht zu verwechseln mit dem der Juden im Warschauer Ghetto vom 19. April bis zum 16. Mai 1943.
Bei ihrer Sommeroffensive 1944 war die Rote Armee bis vor die Tore Warschaus gerückt. Das war der Anlass für die rund 40.000 Soldaten der Heimatarmee unter Führung von General Tadeusz Komorowski, die Hauptstadt aus eigener Kraft zu befreien und damit das Symbol eines starken und unabhängigen Polen zu schaffen. Während die aus London geführte Heimatarmee am 1. August 1944 den Aufstand begann, stoppte die Rote Armee an der Weichsel alle Operationen und schaute zu, was sich am anderen Flussufer tat.
Nach erbitterten Häuserkämpfen brachten die polnischen Verbände zunächst große Teile Warschaus unter ihre Kontrolle. Doch nach und nach gewannen die Deutschen mit äußerster Brutalität die Oberhand. Vor allem SS- und Polizeieinheiten verübten zahllose Massaker.
Am 2. Oktober 1944 mussten die polnischen Verbände die Waffen strecken. Rund 200.000 Polen, darunter rund 18.000 Widerstandskämpfer, hatten ihr Leben verloren. 60.000 Menschen wurden von den deutschen Besatzern in Konzentrationslager deportiert und Zehntausende Warschauer zwangsevakuiert. Systematisch zerstörten die Deutschen anschließend einen Großteil der nahezu menschenleeren Hauptstadt.
Noch heute prägt der Aufstand das polnische Selbstverständnis wesentlich mit – als Mythos und als Ereignis, das stark polarisiert. Einerseits wird der Heroismus der Aufständischen gefeiert. Aber schon damals “lehnten gar nicht so wenige den Aufstand ab und hielten ihn schlicht für ein Selbstmordkommando”, schreibt der Berliner Historiker Stephan Lehnstaedt in einem kürzlich erschienenen Buch zum Warschauer Aufstand.