In Tansania haben die Präsidenten- und Parlamentswahlen am Mittwoch unter anscheinend geringer Beteiligung begonnen. Der Sender MwanzoTV berichtete von zunächst geringem Interesse am Morgen. Auf Social Media wurden zugleich erste Proteste gemeldet. Sie entzünden sich vor allem am Ausschluss der zwei aussichtsreichsten Oppositionskandidaten bei der Präsidentenwahl. Chancen auf den Sieg werden nur der amtierenden Präsidentin Samia Suluhu Hassan ausgerechnet.
Insgesamt treten 17 Kandidatinnen und Kandidaten für das Präsidentenamt an. 37,6 Millionen Stimmberechtigte sind zur Wahl registriert. Viele der Wählerinnen und Wähler sind jung und ihre Beteiligung und politische Präferenz noch nicht abzusehen. Suluhus Partei CCM regiert seit der Unabhängigkeit 1961 das Land. Auf der Insel Sansibar, die mit dem Festland eine Union bildet, begannen die Wahlen für Sicherheitskräfte und Wahlbeamte bereits am Dienstag.
Anmesty International hatte vor den Wahlen eine gravierende Menschenrechtskrise beklagt und schwere Vorwürfe gegen die Regierung erhoben. Samia Suluhu Hassan ist die erste Frau an der Spitze des ostafrikanischen Landes. Nach den Wahlen 2020 machte der immer autoritärer regierende John Magufuli sie zu seiner Vizepräsidentin. Als er im März 2021 plötzlich verstarb, übernahm Suluhu das Amt und änderte die rhetorische Richtung: Versöhnung, Reformen und Wiederaufbau – das waren zentrale Politikversprechen. Doch die Realität sieht aktuell anders aus.
Auch innerhalb ihrer eigenen Partei gibt es Spannungen. Der ehemalige tansanische Botschafter in Kuba und Parlamentsabgeordnete Humphrey Polepole kritisierte Suluhu offen – und verschwand Anfang Oktober. Weitere Oppositionelle wurden vor den Wahlen verhaftet, ihr Verbleib ist zum Teil unklar. Der von der Wahl ausgeschlossene Vorsitzende der Oppositionspartei Chadema, Tundu Lissu, ist in Haft und des Hochverrats angeklagt.