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Vorhaben kommt hoffentlich nicht zu spät

UK 6/2017, Reformationsjubiläum/Antijudaismus (Seite 2: „Schwaetzer: Mehr mit Judentum auseinandersetzen“)
Nach „dem laufenden Reformationsjubiläum“, so die Präses der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Irmgard Schwaetzer, werde die Synode als zentrale Aufgabe das Verhältnis von Christen und Juden zur Sprache bringen und eventuell vorhandenen Ressentiments und Vorurteilen gegenüber Juden entgegenwirken. Wörtlich fügte Schwaetzer hinzu: „Die Schuldgeschichte des Protestantismus muss auch 2017 ein Thema sein.“ Mit dieser Forderung kommt die Präses, so fürchte ich, zu spät.
Immer wieder, auch von Theologen und Theologinnen, wird für das Jubiläumsjahr die unter anderem  von Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, abgelehnte Bezeichnung „Lutherjahr“ verwendet.
„Vorbei, aber nicht vergangen“, diese Aussage jüdischer Menschen in der dritten Generation der Überlebenden nach der Shoa erinnert sehr deutlich an „die Schuldgeschichte des Protestantismus“.
Martin Luther konnte als Kronzeuge für den Holocaust herausgestellt werden, selbst noch beim Nürnberger Prozess. Sogar in seiner letzten Predigt hatte er Taufe oder Vertreibung der Juden und Zerstörung ihrer Synagogen gefordert.  
Meine Befürchtung, dass mit der ausufernden Luther-Begeisterung wieder Argumente für menschenverachtende Taten gegen Juden und zusätzlich gegen Türken geliefert werden, wird nur wenig verstanden, noch weniger ernst genommen.
Hoffentlich! Das hoffe ich sehr, dass das Vorhaben der EKD-Synode nicht zu spät kommt. Aufpassen müssen wir, dass Luthers Aufforderungen damals an Juden und Türken heute nicht mit Gewalt vollzogen werden.

Ruth Rogalla, Bochum