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Von zweiten Chancen

Eine Liebesgeschichte, die uns mit der eigenen Feigheit konfrontiert – ein kluger Roman, der nachdenklich macht.

Kara - Fotolia

Bregje Hofstede: Der Himmel über Paris. 
Von Mirjam Rüscher
Reue. Das ist es wohl, was Olivier empfindet, wenn er an seine große Liebe Mathilde denkt. Die Erinnerungen an sie hat er tief verstaut in einer Kiste mit Fotos. Eine Kiste, von der man weiß, wo sie steht, die man aber niemals hervorholt.
Olivier ist Professor für Kunstgeschichte in Paris. Er führt ein geordnetes, etwas langweiliges Leben. All das ändert sich, als sein Chef ihn bittet, sich um die Austauschstudentin Sofie zu kümmern. Olivier ist wie erstarrt, „Fie“ wirft ihn völlig aus der Bahn, da sie ihn an Mathilde erinnert. Alles, was er verdrängt hatte, kommt wieder an die Oberfläche, und Olivier beginnt, an seinem Leben zu zweifeln.
Es ist unsere eigene Feigheit, mit der Bregje Hofstede uns in ihrem Roman konfrontiert, mit der Reue, die uns nach verpassten Gelegenheiten erfasst und nicht loslässt. Die Autorin lässt uns aber nicht daran verzweifeln. Sie zeigt, dass uns das Leben manchmal zweite Chancen schenkt und dass es an uns ist, sie verstreichen zu lassen oder mutig zu sein und sie zu ergreifen. Wie viele Gelegenheiten bekommt man auf das, wonach man sich sehnt? Wann ist es zu spät? Ist es besser, sich selbst zu belügen, als womöglich alles zu zerstören, was man sich erarbeitet hat?
„Der Himmel über Paris“ spürt auf einfühlsame und intelligente Weise den Abgründen menschlicher Sehnsüchte und Schwächen nach. Die Autorin zeigt auf, wie überzeugend wir uns selbst belügen können. Sie beschreibt, was passieren kann, wenn das eine, was man immer wollte, plötzlich unseren Weg kreuzt – und wie die Welt durch eine einzige Begegnung völlig aus den Fugen geraten kann. Ein bezaubernder, kluger Roman, der nachdenklich macht.
Bregje Hofstede:
Der Himmel über Paris
C.H. Beck 2015
224 Seiten
17,95 Euro.