Sie hat keinen guten Ruf: Die schwarze Katze gilt hierzulande seit Jahrhunderten als Unglücksbringer, manch Zeitgenosse sieht gar eine Hexe oder den Teufel in ihr stecken. Wer ihr ein Zuhause gibt, merkt allerdings schnell: Die schwarze Katze ist genauso lieb und kuschelig wie die weiße, rote oder bunt gefleckte. Anlässlich des Tags der schwarzen Katze am 17. August ruft die Tierschutzorganisation „Vier Pfoten“ seit 2020 mit gezielten Kampagnen dazu auf, auch Tiere mit dunklem Fell zu adoptieren. Tatsächlich haben schwarze Katzen in Tierheimen schlechtere Vermittlungschancen als andersfarbige Samtpfoten.
Im Rahmen der Kampagne „Tierheime helfen. Helft Tierheimen!“ hat der Deutsche Tierschutzbund in den ihm angeschlossenen Tierheimen nachgefragt. „48 Prozent der Tierheime bestätigten, dass schwarze Katzen schwerer ein neues Zuhause finden als andersfarbige Tiere“, berichtet Tierschutzbund-Pressereferentin Nadia Wattad und ergänzt: „47 Prozent der Tierheime sehen hierfür Aberglauben und Vorurteile als Ursachen.“
Schwarz ist die “perfekte Tarnung”
Dass schwarze Katzen in Tierheimen oft länger auf ein neues Zuhause warten als andersfarbige, hängt nicht nur mit der Angst des Menschen vor angeblichem Unglück zusammen: „Manche Menschen vermuten irrtümlich, dass dunkle Tiere aggressiver seien als Tiere mit einem andersfarbigen Fell“, sagt Wattad. Und: Während dunkles Fell in der freien Natur die „perfekte Tarnung“ sei, nähmen Tierheim-Besucher dunkle Tiere „eventuell später wahr als helle Tiere“.
Im alten Ägypten schätzte der Mensch Katzen, weil sie heilige Orte und Getreidespeicher von Mäusen frei hielten. Viele Ägypter hielten Katzen als Haustiere, einige ließen sich sogar zusammen mit ihnen bestatten. In späteren Jahren wurden Katzen in Ägypten regelrecht verehrt. Dass Archäologen in Bubastis viele Katzenmumien fanden, dürfte daran liegen, dass sich dort der Tempel der mit einem Katzenkopf dargestellten Göttin Bastet befand. Um Bastet, die Göttin der Fruchtbarkeit und Liebe, gnädig zu stimmen, opferten die Menschen ihr Katzen.
Im Mittelalter galt für Kirchenleute die Katze als Symbol des Heidnischen und damit als böse. Darüber hinaus galt Schwarz als dämonische Farbe, weshalb schwarzen Katzen der Ruf anhing, sich gern bei Hexen aufzuhalten. Einige Menschen glaubten gar, Hexen könnten sich nachts selbst in schwarze Katzen verwandeln, um unbeobachtet Unheil verbreiten zu können. Andere sahen in schwarzen Katzen den Teufel höchstpersönlich.
Was die Bibel mit dem Aberglauben zu tun hat
Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass manche Menschen noch heute glauben, schwarze Katzen stünden für Pech. Dass das Unglück ausgerechnet dann eintreten soll, wenn eine Mieze von links dahergelaufen kommt, hat ebenfalls etwas mit dem christlichen Glauben zu tun: Links galt bereits in der Bibel als die schlechte Seite.
Auch im Hamburger Tierheim Süderstraße lassen sich schwarze Katzen schlechter vermitteln, nach Erfahrungen der Tierpflegerinnen „sogar schwarze Kater schlechter als die weiblichen Tiere“, sagt Sven Fraaß, Pressesprecher des Hamburger Tierschutzvereins. Erst kürzlich seien von einem Wurf alle nicht-schwarzen Jungkatzen schneller vermittelt worden. „Es gab sogar schon Fälle, in denen schwarze Jungkatzen von uns mit einem guten Gefühl vermittelt und dann doch ohne für uns triftigen Grund zurückgebracht wurden“, berichtet Fraaß.
Fraaß bedauert, „dass das Narrativ der Unglück bringenden schwarzen Katze in vielen alten, aber auch neuen Geschichten bedient“ wird. Überhaupt sei die Farbe Schwarz oft negativ besetzt, sagt er und verweist auf Begriffe wie „Schwarzarbeit, Schwarzfahren, Schwarzmalerei“. Nicht nur den schwarzen Katzen zuliebe sollte sich das in der deutschen Sprache unbedingt ändern, regt Fraaß an.
Der Deutsche Tierschutzbund will mit seinen Aktionen, die Titel wie „Schwarz bringt Glück“ tragen, darüber aufklären, dass die Fellfarbe keine Rolle spielt. Dabei gelte es, mit Vorurteilen aufzuräumen, sagt Wattad. „In Berlin haben das Tierheim und die Schornsteinfeger-Innung gemeinsam ein Kalender-Fotoshooting mit schwarzen Tieren umgesetzt – um zu zeigen, dass schwarze Tiere Glück bringen.“
Schwarze Katze: In Japan ist alles ganz anders
In einigen Kulturkreisen sind die Menschen davon fest überzeugt. So umgeben sich japanische Frauen mit Partnerwunsch angeblich gern mit einer schwarzen Katze, weil diese dort den Ruf hat, Männer anzuziehen.
Nadia Wattad verweist beim Thema Aberglaube übrigens auf den französischen Schriftsteller Max O’Rell. Der, so sagt sie, habe es einst gut erfasst, indem er formulierte: „Ob eine schwarze Katze Glück oder Unglück bringt, hängt davon ab, ob man eine Maus oder ein Mensch ist.“