Dunkelblaue Einsatzfahrzeuge, dunkelblaue Einsatzkleidung, drei Buchstaben: THW. Das Technische Hilfswerk wird 75 Jahre alt. So vielseitig die Einsätze sind, so eindeutig ist der Auftrag: Helfen, wo Hilfe nötig ist.
Ein Kompressor brummt, es zischt und Funken fliegen – das alles für nur einige Sekunden. Und schon ist es geschafft: Ein Helfer der Fachgruppe Schwere Bergung des Technischen Hilfswerks (THW) in Bonn schneidet mit einem Plasmaschneider eine Öffnung in eine Blechwand. Seine Kollegen von der Bergungsgruppe reichen mehrere Leiterelemente hindurch, bevor sie selbst durch die Öffnungen klettern, um mit einer Höhenrettung zu beginnen.
Über ihre dunkelblaue Einsatzkleidung haben sie orangefarbene Klettergurte angelegt. Zur Sicherheit tragen sie einen gelben Helm. Neun Leute umfasst die Bergungsgruppe – und das nicht nur in Bonn, sondern bundesweit bei allen Ortsverbänden des THW. Gerade freuen sie sich über einen brandneuen Gerätekraftwagen – die “Allzweckwaffe”, wie der Dienststellenleiter des THW-Ortsverbands Bonn, Axel Müller-Storp, ihn nennt. Der Wagen ist bundesweit quasi identisch aufgebaut, damit er überall zum Einsatz kommen und von verschiedenen Teams genutzt werden kann.
Das komme bei Großeinsätzen vor wie vor vier Jahren bei der Flut im Ahrtal, erklärt Müller-Storp. Dann rücken Helfer aus ganz Deutschland an und unterstützen vor Ort. Ihr Gerät nehmen sie dabei nicht immer mit, sondern nutzen das vor Ort bereitgestellte. Auch im Ausland ist das THW im Einsatz. Müller-Storp erinnert sich an Unterstützung in Frankreich nach dem Orkan Kyrill 2007 oder an das schwere Erdbeben in der Türkei 1999.
In jeder Ortsgruppe gibt es einen technischen Zug bestehend aus einem vier Personen umfassenden Zugtrupp, der Bergungsgruppe und der Fachgruppe N, die für Notversorgung und Notinstandhaltung zuständig ist, erläutert der Bonner Dienststellenleiter.
In seinem Ortsverband sind zusätzlich die Fachgruppen Schwere Bergung und die Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen mit jeweils 12 Personen angesiedelt. Über 60 Helferinnen und Helfer sind allein in Bonn aktiv. Deutschlandweit sind rund 88.000 Menschen in 669 Ortsverbänden im Einsatz.
“Man ist eine große Familie”, sagt Müller-Storp mit Blick auf das gemeinsame Engagement. Es müsse alles gut gemanagt sein, damit im Einsatzfall alles läuft.
Das Technische Hilfswerk unterstützt als Einheit des Katastrophenschutzes immer dann, wenn etwa die Feuerwehren auf Hilfe angewiesen sind. “Das THW wird immer von behördlichen Stellen geordert”, erklärt der stellvertretende Dienststellenleiter, Robert Wiertz. Bürgerinnen und Bürger können also nicht einfach wie bei Feuerwehr und Polizei das THW anfordern.
Am 22. August 1950 begann die Geschichte eines zivilen Ordnungsdienstes in Deutschland. Das THW war geboren. Seit 1953 ist es offiziell eine Bundesanstalt. Seine Aufgaben regelt das Gesetz über das Technische Hilfswerk. Darunter fallen im Regelfall der Katastrophenschutz, also die Unterstützung etwa bei Hochwasser oder Zugunglücken, und im Verteidigungsfall der Zivilschutz. Darunter fällt der Schutz von Wohnraum, Arbeitsstätten und Kulturgut.
Damit das THW auf den ersten Blick als Organisation des Zivil- und Katastrophenschutzes erkennbar ist und nicht angegriffen wird, prangt auf den Ärmeln der Einsatzkleidung sowie auf den Einsatzfahrzeugen das internationale Schutzzeichen des Zivilschutzes – ein blaues Dreieck auf orangefarbenem Grund.
Je seltener das THW ausrücken muss, desto besser. Und doch kommt es immer wieder vor, gerade in Betracht von zunehmendem Extremwetter. Darauf vorbereitet zu sein, ist also wichtig. Dreimal im Monat kommen die Helferinnen und Helfer zu Übungen zusammen. Dazu kommen Einheiten in Kleingruppen. Auch die Jugend ist regelmäßig dabei. Ab sechs Jahren könne Kinder beim THW mitmachen – “spielend helfen lernen” ist dabei das Motto. Ab 18 Jahren können sie dann nach ihrer Grundausbildung in den Einsatzdienst wechseln. Auf die Jugendarbeit lege der Ortsverband viel Wert, betonen Müller-Storp und Wiertz. Denn die Jugendlichen seien die Zukunft des THW.