Es waren Zeiten des Hungerns und Frierens, die die Kinder in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg erlebten. Trotzdem finden sich in den Erinnerungen, die in dem Buch „Trümmerkinder“ des Zeitgut-Verlags gesammelt sind, immer wieder auch Erinnerungen an ausgelassene Spiele und an Momente der Mitmenschlichkeit.
So beschreibt die aus Bautzen stammende Inken Drozd-Barrera die phantasievollen Spiele, die sie und ihre vier Geschwister sich schon morgens ausdachten, wenn sie wegen der Kälte lange im Bett bleiben mussten. Papierkugeln wurden mit Wollresten umwickelt zu Bällen; ertauschte Quartett-Karten sorgten für Frieden; selbst das „Brotlutschen“, bei dem es darum ging, die winzige Brotration möglichst lange im Mund zu behalten, wurde zum kindlichen Wettstreit.
Auch Evelyn Steudel aus Pritzwalk machte mit ihrem Bruder das dürftige Essen zum Spiel: Den heißen Muckefuck stellten die Kinder unter ihre Betten, bis er im eisigen Zimmer gefror. Dann lutschten sie sie ihn als „Kaffee-Eis“.
Als spannendes Erlebnis beschreibt Friederike Plachy aus Wien ihre Begegnung mit russischen Soldaten: Gegen die bedrohlich auftretenden Männer kann die Mutter sich mit einem aufgespannten Regenschirm wehren – der Mechanismus fasziniert die Soldaten so sehr, dass sie mit dem Schirm als Beute abziehen.
Weniger Glück hat Friederike mit der Schule, die, wie sie bedauert, die Bombenangriffe unbeschädigt überstanden hat. Nicht nur die ungerechte Lehrerin machte ihr das Leben schwer – fast noch schlimmer waren die Suppen der Schulspeisung, in denen mehr Würmer als Erbsen schwammen. leg
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Von den kleinen Momenten des Glücks
Das Buch „Trümmerkinder“ bietet authentische Berichte aus der Nachkriegszeit
