Der Hamburger Pastor Gerhard Janke kann sich vorstellen, in Zukunft “Geistergottesdienste” anzubieten. Der britische Sänger James Blunt habe zum Schutz der Gesellschaft vor Corona ein Geisterkonzert in der Hamburger Elbphilharmonie gegeben, und Fußballspiele fanden bereits in leeren Stadien statt. Dann sei auch ein Gottesdienst in der leeren Kirche, der über das Internet übertragen wird, denkbar, sagte er in seinem zweiten Video, das er am Wochenende auf YouTube veröffentlichte. “Das Wort ‘Geistergottesdienste’ ist natürlich völlig unmöglich, aber jeder weiß, was damit gemeint ist.”
“Das ist noch Neuland für mich”
Der evangelische Theologe ist seit 33 Jahren Gemeindepastor in der Cornelius-Kirchengemeinde in Hamburg-Fischbek. Als wegen der Verbreitung des Coronavirus gottesdienstliche Versammlungen verboten wurden, startete er direkt einen eigenen YouTube-Kanal. “Das ist noch Neuland für mich”, sagte er dem epd. Aber er merke schon nach dem zweiten Video, dass er damit auch eine neue Zielgruppe erreiche. “Mir schreiben Menschen, die sich zwar der Kirche verbunden fühlen, aber selten in den Gottesdienst kommen. Wenn sie jetzt ihre Kirche im Internet sehen, werden für viele Erinnerungen wach, und sie melden sich bei mir.” Auch aus der aktiven Gemeinde bekommt er viele positive Rückmeldungen.
Momentan sei noch alles im Aufbau, sagt Janke. Das Angebot per Video findet er “noch zu sehr von Monologen getragen”. Er möchte über das Internet mehr Dialog herstellen. Die Gemeindemitglieder sollen auch zu Wort kommen, etwa mit Videos oder Audiodateien, die sie einschicken. Er prüft gerade mit seinem Team die technischen Möglichkeiten.
Kinder-Andacht läuft auf YouTube
Die Kinder-Andacht, die Janke normalerweise jeden Montagmorgen mit den Kita-Kids feiert, wird es nun auch auf YouTube geben. “Am Ende fordere ich die Kinder auf, ein Bild der Kirche zu malen, das die Eltern mir dann abfotografieren und zuschicken können.” Auf ähnliche Weise möchte er auch Konfirmanden und andere Gemeindemitglieder einbeziehen.
In seinem aktuellen Video gibt Janke zu: Vor der Kamera beten mag er nicht. Er könne das nicht konkret begründen. “Das ist eben mehr mein Stil: Ich stelle mich vor die Leute, erzähle und sage ihnen, dass ich später für sie bete.” Am Ende nimmt Janke den Zuschauer mit zum Altar der Cornelius-Kirche und richtet seine Kamera auf einen Strauß roter Tulpen. Das Küster-Team habe entschieden, auch in der leeren Kirche immer frische Blumen aufzustellen. “Das ist ein wunderbares Hoffnungszeichen”, so der YouTube-Pastor. (epd)