Er wollte mit IS-Terroristen verhandeln und wurde verschleppt: In einem syrischen Massengrab ist möglicherweise die Leiche eines seit zwölf Jahren vermissten Paters gefunden worden. Was bisher bekannt ist.
In Syrien ist möglicherweise die Leiche des seit 2013 verschollenen Jesuitenpaters Paolo Dall’Oglio gefunden worden. Der Papstgesandte in Damaskus, Kardinal Mario Zenari, bestätigte der italienischen Wochenzeitung “Oggi”, dass es Berichte über den Fund des Leichnams eines Mannes in religiöser Kleidung in einem Massengrab nahe Raqqa gebe. Die Angaben zu Fundort und Identifizierung seien aber noch ungenau, betonte Zenari. “Wir haben Kontakt mit den Jesuiten vor Ort aufgenommen, aber es ist uns bisher nicht gelungen, eine Bestätigung zu erhalten”, so der Nuntius.
Auch der für Aleppo zuständige Bischof Hanna Jallouf sagte dem katholischen Nachrichtendienst SIR in Rom, dass die Ermittlungen noch andauerten: “Wir haben keine genauen Informationen darüber. Ich weiß von der Entdeckung eines Massengrabs, in dem Leichen von Menschen mit religiösen Zeichen gefunden worden sein sollen. Wir warten darauf, mehr zu erfahren und Gewissheit zu bekommen, bevor wir uns äußern.”
Der damals 58-jährige Paolo Dall’Oglio war in der Nacht zum 29. Juli 2013 verschleppt worden, als er im damaligen Hauptquartier der IS-Terroristen im syrischen Raqqa über die Freilassung der beiden entführten Bischöfe Mor Gregorios Youhanna Ibrahim und Boulos Yazigi verhandeln wollte. Alle Versuche vatikanischer und italienischer Stellen, Informationen über sein Schicksal zu erlangen, blieben in den vergangenen Jahren erfolglos.
Dall’Oglio hatte Anfang der 1980er – also schon viele Jahre vor Beginn des Bürgerkriegs in Syrien – damit begonnen, das syrisch-katholische Kloster Deir Mar Musa al-Habashi (Kloster des Heiligen Moses der Abessinier) zu revitalisieren. Den Ort rund 80 Kilometer nördlich von Damaskus baute der Jesuit zu einem Zentrum des ökumenischen wie des interreligiösen Dialogs aus. Durch seine Aktivitäten war der aus Italien stammende Jesuitenpater den radikalen Kräften auf beiden Seiten – Regierung und Opposition – ein Dorn im Auge.