Die bayerische Landeshauptstadt ehrt einen der wichtigsten deutschen Verleger für sein Lebenswerk. Im Mittelpunkt steht die Fotografie als Kunstform. Der Preisträger sei ein “weiser Schalk im Nacken des Kunstbetriebs”.
Lothar Schirmer (79), Verleger und Kunstsammler, erhält für sein Gesamtwerk den Kulturellen Ehrenpreis der Landeshauptstadt München. Der Stadtrat folgte am Mittwoch einem Vorschlag der Jury. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird seit 1958 an Persönlichkeiten von internationaler Ausstrahlung vergeben.
Schirmer sei “eine Universalgestalt der Kunst- und Buchwelt, wie es sie heute kaum noch gibt”, hieß es zur Begründung. “Als einer der bedeutendsten Kunstbuch-Verleger im europäischen Raum genießt er großes internationales Renommee.” Sein Lebenswerk, der Schirmer-Mosel-Verlag, bestehe seit 50 Jahren. Daher komme der Kulturelle Ehrenpreis zum richtigen Zeitpunkt.
Als “bahnbrechend” würdigte die Jury, dass Schirmer die Fotografie “von Anfang an als eine eigenständige Kunstform erkannt und ihr auf Augenhöhe mit den traditionelleren Künsten Würdigung verschafft hat”. Schirmer möge “eine bunt schillernde Erscheinung sein, doch hinter der Kunst tritt er als ihr erster Verehrer stets zurück”. Wie es sein Name verspreche, schütze und beschirme er seine Künstler über Jahrzehnte. “Als Pionier, melancholischer Monolith und weiser Schalk im Nacken des Kunstbetriebs bleibt er unentbehrlich.”
Schirmer stammt aus Schmalkalden in Thüringen und ist studierter Betriebswirt. Bereits als Schüler sammelte er Kunst und erwarb Werke etwa von Roy Lichtenstein und Cy Twombly. Sein Verlagsdebüt 1975 sorgte mit der Wiederentdeckung des großen Bildkünstlers der Weimarer Republik, August Sander, für Aufsehen. Ähnliches gilt für seine Veröffentlichung von bis dahin unbekannten Fotografien Heinrich Zilles. 1978 vertraute Helmut Newton dem Verlag seine Bücher an. Mit dem gebürtigen Berliner begann eine Serie von Büchern verfolgter und in die Emigration gezwungener deutscher Fotografen.