Die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche ist erneut leicht angestiegen. Abtreibungsgegner zeigen sich entsetzt und halten Forderungen von Abtreibungsbefürwortern für widerlegt.
Der Verein “Aktion Lebensrecht für Alle” (Alfa) hält die These, in Deutschland gebe es nicht genügend Abtreibungsärzte, durch die aktuellen Abtreibungszahlen für widerlegt. In einer am Mittwoch in Augsburg verbreiteten Mitteilung sagte Cornelia Kaminski, Bundesvorsitzende des Vereins: “Steigerungen der Zahlen sind schlicht nicht möglich, wenn zu wenig Personal da ist, das diese Abtreibungen durchführen will.”
Das Statistische Bundesamt hatte am Mittwoch mitgeteilt, von Anfang April bis Ende Juni seien in Deutschland rund 26.900 Schwangerschaftsabbrüche gemeldet worden. Das seien 0,7 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres gewesen.
Für besonders besorgniserregend hält die “Aktion Lebensrecht für Alle” die Tatsache, dass sogenannte chemische Abtreibungen mit Hilfe des Mittels Mifegyne nun einen Anteil von 40 Prozent ausmachten. Die Abtreibungspille werde als besonders schonend und frauenfreundlich angepriesen, weil sie eine Abtreibung in den eigenen vier Wänden ermögliche. Sie habe aber eine viermal so hohe Komplikationsrate wie chirurgische Abtreibungen. Laut Alfa ist bei chemischen Abtreibungen die Wahrscheinlichkeit, innerhalb von 30 Tagen eine Notaufnahme aufzusuchen, um mehr als 50 Prozent höher als bei chirurgischen Abbrüchen. So sei eine von zwanzig Frauen betroffen.
Das Statistische Bundesamt hatte gemeldet, dass etwa die Hälfte der Schwangerschaftsabbrüche (47 Prozent) mit der Absaugmethode durchgeführt wurden und dass bei 40 Prozent das Mittel Mifegyne verwendet wurde. Die Eingriffe erfolgten laut Statistik überwiegend ambulant.
Der nach eigener Darstellung politisch oder religiös unabhängige Verein Alfa, der für das uneingeschränkte Lebensrecht jedes Menschen eintritt, mahnt außerdem aussagekräftige Daten zu den Gründen für den Anstieg der Abtreibungszahlen an. Das Statistische Bundesamt hatte erklärt, die Daten ließen keine Rückschlüsse zu den Gründen für den leichten Anstieg bei den Abtreibungszahlen zu. Insbesondere lägen keine Erkenntnisse über die persönlichen Entscheidungsgründe für einen Schwangerschaftsabbruch nach der Beratungsregelung vor.
Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, waren 69 Prozent der Frauen, die im 2. Quartal des laufenden Jahres einen Schwangerschaftsabbruch durchführen ließen, zwischen 18 und 34 Jahre alt, 20 Prozent zwischen 35 und 39 Jahre. 8 Prozent der Frauen waren 40 Jahre und älter, 3 Prozent waren jünger als 18 Jahre. 43 Prozent der Frauen hatten vor dem Schwangerschaftsabbruch noch kein Kind zur Welt gebracht.
Fast alle gemeldeten Schwangerschaftsabbrüche (97 Prozent) wurden nach der Beratungsregelung vorgenommen. Eine Indikation aus medizinischen Gründen oder aufgrund von Sexualdelikten war in den übrigen 3 Prozent der Fälle die Begründung für den Abbruch.