Der Paritätische Gesamtverband spricht sich dafür aus, Kitas mit vielen benachteiligten Kindern nach einheitlichen Kriterien zu identifizieren und stärker zu fördern. In einer veröffentlichten Expertise schlägt der Verband die Einführung eines Sozialindex vor, der insbesondere Haushaltseinkommen, Migrationsgeschichte, Gesundheit und mögliche schwierige Familienverhältnisse der Kinder berücksichtigen soll. Auf dieser Grundlage könnten „zusätzliche Ressourcen zur Förderung von Bildungsgerechtigkeit an die Kitas mit einem höheren Bedarf“ verteilt werden.
Der Paritätische verweist in der Ausarbeitung auf Studien, die zeigten, „dass Kindertageseinrichtungen mit einem hohen Anteil sozioökonomisch benachteiligter Kinder oft deutlich schlechtere Rahmenbedingungen haben“. Solche Kitas müssten mithin besser ausgestattet werden. Jedoch gebe es kein bundesweites System für eine einheitliche Erfassung dieser Einrichtungen.
Mehr Hilfe für Kinder mit Pflegebedarf und chronischen Erkrankungen
Für den vorgeschlagenen Sozialindex sollte laut dem Verband unter anderem berücksichtigt werden, wie viele Familien pro Kita staatliche Transferleistungen nutzen. Erfasst werden sollten auch die Deutschkenntnisse der Kinder und wie viele von ihnen einen Status als Schutzsuchende haben.

Als weiteres Kriterium wird die Gesundheit vorgeschlagen – hier geht es etwa um Kinder mit Pflegebedarf und chronischen Erkrankungen. Schließlich sollen „prekäre familiäre Verhältnisse“ eine Rolle spielen. Hier ordnet der Paritätische beispielsweise Familien ein, in denen ein Elternteil in Haft ist oder es Suchterkrankungen gibt.
Paritätische: Zusätzliche Mittel für unterstützungsbedürftige Kitas
An die besonders unterstützungsbedürftigen Kitas sollen nach dem Vorschlag des Paritätischen zusätzliche Mittel fließen. Über die Verwendung sollen die Betreuungseinrichtungen selbst entscheiden. Sie könnten unter anderem zusätzliches Personal finanzieren, Beschäftigte fortbilden oder mehrsprachiges Bildungsmaterial anschaffen.
Der Paritätische räumt ein, dass die verbindliche Einführung und Umsetzung des Sozialindex „mit erheblichen Kosten verbunden“ wäre. Sie solle daher gemeinsame Aufgabe von Bund und Ländern sein. Der Verband nennt als Beispiel das sogenannte Startchancenprogramm für Schulen in sozialen Brennpunkten, für das Bund und Länder gemeinsam 20 Milliarden Euro zur Verfügung stellen. „Eine ähnliche Initiative könnte für Kindertageseinrichtungen auf der Grundlage eines Sozialindexes eingeführt werden“, schlägt der Paritätische vor.