Die oppositionellen Demokraten haben einen weiteren symbolträchtigen Sieg eingefahren. Eileen Higgins holte als erste Demokratin seit fast 30 Jahren das Bürgermeisteramt in der Latino-Hochburg Miami.
Die Anhänger der strahlenden Siegerin machten die Nacht zum Tag. “Eileen, Eileen”-Sprechchöre waren zu hören. Musik von Pop-Legende Stevie Wonder sorgte für gute Stimmung. “Es ist sehr aufregend, die erste Frau zu sein, die der Stadt Miami dienen darf”, sagte Eileen Higgins am Dienstag (Ortszeit) den wartenden Medienvertretern. “Heute Abend wurde Geschichte geschrieben.” Kurz zuvor hatte die Siegerin eine telefonische Gratulation des unterlegenen republikanischen Kandidaten und Trump-Unterstützers Emilio González erhalten. Sie darf künftig die Geschicke für die rund 500.000 Einwohner von Miami leiten.
Das Ergebnis hat Strahlkraft weit über die Stadtgrenzen hinaus und könnte ein Fingerzeig für die Kongresswahlen 2026 sein. “Die Demokraten hofften auf einen Sieg als Zeichen der Kritik an Donald Trump, die Republikaner hofften auf ein Signal, dass sie den Aufschwung der Demokraten, der im vergangenen Monat in New Jersey, Virginia und New York City zu beobachten war, umkehren können”, kommentierte der “Miami Herald”.
Aber auch über die USA hinaus wurde das Wahlergebnis mit Interesse aufgenommen. In den großen Portalen in Buenos Aires, São Paulo oder Mexiko-Stadt gab es eine breite Berichterstattung. Obwohl Miami eine vergleichsweise kleine Stadt ist, gilt sie doch als heimliche Latino-Hauptstadt der USA in einer Metropolregion mit 6,4 Millionen Einwohnern. Mit Eileen Higgins haben die Demokraten nun eine wichtige mediale Stimme mehr in den USA.
Seit fast drei Jahrzehnten warten die Demokraten in der Stadt an der Ostküste Floridas auf einen Sieg bei den Bürgermeisterwahlen. Im bevölkerungsreichen Bezirk Miami-Dade, einer Hochburg der Exil-Venezolaner und Exil-Kubaner, konnte Donald Trump bei den Präsidentschaftswahlen sogar erstmals seit 36 Jahren den Sieg für einen Republikaner einfahren. Doch nun hat sich der Wind gedreht. Am Abend meldeten die lokalen Medien: Mit der Demokratin Eileen Higgins hat nicht zur zum ersten Mal eine Frau den Urnengang um das höchste Amt in der Metropole eingefahren, sondern zum ersten Mal seit 1998 auch wieder ein Vertreter der Demokraten.
Parteichef Ken Martin wertete laut “Washington Post” den Sieg als “Beweis dafür, was Demokraten erreichen können, wenn wir uns überall organisieren und den Wettbewerb suchen”. Das Ergebnis nannte Martin ein weiteres Warnsignal für die Republikaner. Die Wähler hätten genug von deren realitätsfernen Agenda, die die Kosten für arbeitende Familien im ganzen Land in die Höhe treibe.
Vor allem aber dürfte der Ärger vieler Latino-Wähler zu dem klaren Wahlsieg von fast 60 Prozent von Higgings geführt haben. US-Präsident Donald Trump kündigte zuletzt an, den temporären Schutzstatus von Einwanderern aus den Linksdiktaturen Kuba und Venezuela ebenso aufheben zu wollen wie von Migranten aus dem von Bandenkrieg und Gewalt erschütterten Haiti. Das stürzt hunderttausende Migrantenfamilien in der Region Miami in eine ungewisse Zukunft. Die Sorgen reichen tief hinein in viele Familien. Republikanische Abgeordnete bekommen vermehrt die Wut der Latino-Wähler zu spüren.
Miamis katholischer Erzbischof Thomas Wenski hatte jüngst gefordert, die Rechte der Migranten stärker zu verteidigen. “Wir müssen versuchen, mehr Druck auf den Kongress auszuüben, damit die Abgeordneten die nötigen Änderungen vornehmen”, sagte Wenski. Es sei wichtig, dass die Menschen wüssten, dass die Kirche nicht geschwiegen habe. Aber es reiche nicht aus, nur zu reden: “Wir müssen auch handeln – und im Moment müssen wir versuchen, die Abgeordneten und Senatoren dazu zu bewegen, die notwendigen Maßnahmen zur Reform der Einwanderungsgesetze zu ergreifen.” Die heftige Niederlage der Republikaner in Miami könnte ihren Teil dazu beitragen.