Schwackendorf. Immer sonntags ist es soweit: Dann schnallt sich Dörte Weber an, startet das Fahrzeug und beginnt ihre Tour. Die Kirchengemeinderätin in der Gemeinde Gundelsby-Maasholm nördlich von Kappeln fährt seit fünf Jahren Kirchentaxi – dank ihr brauchen mehrere Seniorinnen nicht auf den Gottesdienst zu verzichten. Jetzt erhielt Weber für ihr Engagement die Ehrennadel des Landes Schleswig-Holstein.
„Bis Ende letzten Jahres habe ich das mit unserem privaten Pkw gemacht“, sagt Dörte Weber. Sie steuert im regelmäßigen Wechsel eine der beiden Kirchen in Maasholm und Gundelsby an, je nachdem, wo gerade der Gottesdienst um 11 Uhr beginnt. Wie kam es dazu? „Vor etwa fünf Jahren stellte der Taxi-Dienst aus Gelting seinen Fahrbetrieb in dieser Gegend ein. Da hieß es: ‚Wie kriegen wir die älteren Leute in die Kirche?‘“, erinnert sich Weber.
Nach dem Gottesdienst ein Kirchenkaffee
Für diejenigen, die keinen eigenen Führerschein mehr haben und mit dem Fahrdienst zum Gottesdienst gekommen waren, musste schnell eine Lösung her. Dörte Weber sprang ein, fuhr nun jeden Sonntag eine Runde durch Schwackendorf und angrenzende Orte und sammelte die meist betagten Damen auf dem Weg zur Kirche ein.
„Nach dem Gottesdienst gibt es immer einen Kirchenkaffee, danach fahren wir dann wieder zurück“, so Weber. „Wenn wir auf längeren Fahrten sind, singen wir schon gern mal“, schildert sie. Dann schallen alte Volkslieder, etwa „Hoch auf dem gelben Wagen“ und „Kein schöner Land“ durch den VW-Bus. Manchmal sind es drei, manchmal auch mehr Passagiere. „Wir haben auch Damen, die schwingen sich mit ihren 80 Jahren im Sommer aufs Fahrrad und fahren so die fünf Kilometer bis zur Kirche“, sagt Weber.
Mit Auszeichnungen und Ehrungen hat sie seit einigen Jahren öfter zu tun: 2015 wählte die Welle Nord Dörte Weber zur „Top-Schleswig-Holsteinerin“, zwei Jahre kürte Schleswig-holsteinische Zeitungsverlag sie zum „Mensch des Jahres“ 2017 gekürt – nun, wieder zwei Jahre später, ist es die Ehrennadel des Landes. „Ich mag das, und auch, dass das Ehrenamt gewürdigt wird – aber manchmal denke ich mir: ‚Ich mache das doch alles nicht allein, es sind so viele, die dabei helfen‘“, meint Weber dazu.