Das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen, Unicef, fordert von der internationalen Gemeinschaft, beim Wiederaufbau in Syrien Familien besonders zu berücksichtigen. „Syrien braucht ein großangelegtes Sozialschutzprogramm, um zu verhindern, dass besonders vulnerable Kinder und Familien noch tiefer in extreme Armut abrutschen“, sagte Edouard Beigbeder, Unicef-Regionaldirektor für den Nahen Osten und Nordafrika, am Mittwoch nach einem Besuch in Syrien. Das sei angesichts der seit dem Sturz des Assad-Regimes stark ansteigenden Preise für Treibstoff, Brot und grundlegende Güter besonders wichtig.
„Während meiner Reise durch Syrien wurde das Ausmaß der Not offensichtlich“, betonte Beigbeder. 7,5 Millionen Kinder benötigten humanitäre Hilfe. Unsicherheit und wirtschaftliche Not verschärften die Sorgen und Nöte der Familien und Kinder weiter. Die Rechte der zehn Millionen syrischen Kinder müssten in der Übergangsphase in den Vordergrund gerückt werden. Das Hilfswerk forderte alle beteiligten Gruppen und die internationale Gemeinschaft auf, humanitäre Hilfe und eine wirtschaftliche Erholung zu ermöglichen.
Auch im Bereich Bildung gibt es Unicef zufolge großen Handlungsbedarf. Mehr als 2,4 Millionen Kinder gingen nicht zur Schule, einer weiteren Million Kindern drohe der Schulabbruch. „Dadurch steigt das Risiko von Kinderarbeit, Kinderheirat, Menschenhandel sowie von Rekrutierung und Einsatz durch Konfliktparteien“, hieß es. Der Bildung für Kinder müsse Vorrang eingeräumt und das Lehrpersonal sowie das Bildungssystem gestärkt werden. Gute Bildung sei eine wesentliche Voraussetzung für die Förderung des sozialen Zusammenhalts, der Toleranz und des Friedens.
Rebellengruppen unter Führung der islamistischen Miliz Haiat Tahrir al-Scham (HTS) hatten Anfang Dezember das Regime des Präsidenten Baschar al-Assad gestürzt und den Syrerinnen und Syrern einen Neuanfang versprochen. Der entmachtete Präsident Assad flüchtete nach Russland. Der Krieg in Syrien hatte 2011 mit einem Volksaufstand gegen Assad begonnen.