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Uni Münster stellt neuen Studiengang Spiritual Care vor

Um kranken Menschen besser helfen zu können, müssen auch spirituelle Bedürfnisse berücksichtigt werden. Dieser wachsenden Erkenntnis stellt sich ein neuer Studiengang. Die Kirchen könnten das nicht mehr allein leisten.

Die Universität Münster hat ihren neuen Studiengang Spiritual Care vorgestellt, der im Wintersemester 2024 beginne soll. Das Studium verbindet theologisch-seelsorgliche und medizinisch-pflegerische Kenntnisse. Es soll dazu befähigen, kranke Menschen spirituell zu begleiten. “Wir reagieren damit auf Forschungsergebnisse zu spirituellen Bedürfnissen von Menschen in Krankheit und Leid”, sagte Christina Hoegen-Rohls von der Evangelisch-Theologischen Fakultät bei der Vorstellung am Dienstag in Münster.

Für den in Deutschland neuartigen Master-Studiengang kooperieren die evangelisch-theologische und die medizinische Fakultät. Zunächst gibt es 16 Studienplätze für jeweils 8 Studierende aus dem Gesundheitssektor und theologischen Berufen oder Ausbildungen. In den vier Semestern sollen sich die Teilnehmer zunächst mit dem ihnen bisher fremden Fach befassen; später geht es dann gemeinsam um Themen wie Gesundheit, Krankheit, Krise, Tod und Trauer.

Im dritten Semester ist neben praktischer Spiritual Care auch eine englischsprachige internationale Winter-School geplant. In anderen Ländern gibt es bereits ähnliche Ausbildungsangebote. Das 4. Semester ist für das Verfassen einer Masterarbeit reserviert. Laut der Prorektorin der Uni Münster, Ulrike Weyland, sollen Studiengang und Forschung dort ein Vorzeigeprojekt für interdisziplinäre Ausbildung werden.

International steigende Wertschätzung für die spirituelle Begleitung kranker und chronisch leidender Menschen diene der Profilierung des Gesundheitssektors, so Weyland. Sie unterstütze eine ganzheitliche Versorgung von Patienten und Angehörigen. Angesichts dieser Entwicklung räumten Kirchenvertreter ein, dass sie künftig nicht mehr genügend Personal stellen könnten.

“Die Kirchen haben auch kein Copyright auf Seelsorge”, sagte Andreas Jensen vom Kirchenamt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Seelsorge sei eine Praxis der Christentumsgeschichte, die sich pluralisiere. Daher werde Spiritual Care künftig auch von Angehörigen anderer Religionsgemeinschaften und verschiedener Disziplinen geleistet.

Das Dozententeam des neuen Studiengangs wird nach Aussage der Verantwortlichen zunächst von den beteiligten Fakultäten gestellt. Hinzu kämen externe Experten mit Lehraufträgen. Explizite Psychotherapeuten sowie Pflegewissenschaftler seien bisher noch nicht darunter. Beide Aspekte würden aber berücksichtigt, so Hoegen-Rohls.