An der Friedrich-Schiller-Universität Jena widmet sich eine neu gegründete „Forschungsstelle Bessarion“ der wissenschaftlichen Untersuchung der neugriechischen Dialekte. Geplant sei unter anderem der Aufbau eines akustischen Archivs mit Hörproben der Vielfalt der Mundarten, teilte die Hochschule am Dienstag mit. Das Griechische kenne etwa zehn zum Teil so unterschiedliche Dialekte, dass sie beinahe als eigenständige Sprachen gelten könnten.
Projektleiter Thede Kahl vom Institut für Südslawistik erklärte, dass das Ansehen der Dialekte und Mundarten verbessert werden müsse, um die Vielfalt des Griechischen zu bewahren. Noch vor wenigen Jahren seien Abweichungen von einer griechischen Hochsprache verpönt gewesen. Deshalb gebe es heute die kuriose Situation, dass jüngere Sprecher die Dialekte besser beherrschten als ihre Eltern oder Großeltern.
Entstanden seien die Dialekte im Laufe der bewegten Geschichte des Griechentums in Europa. Seit vorchristlicher Zeit habe es zahlreiche Migrationsbewegungen gegeben. So seien etwa während des Ersten Weltkriegs die sogenannten Pontos-Griechen aus Kleinasien vertrieben worden. Nachfahren dieser Bevölkerungsgruppe gehörten jetzt zu den finanziellen Förderern der neuen Forschungsstelle.
Namensgeber der neuen Forschungsstelle ist Bessarion von Trapezunt (vermutlich 1399-1472). Der byzantinische Humanist, Diplomat und Kardinal war seit 1463 lateinischer Patriarch von Konstantinopel im italienischen Exil. Bessarion erwarb sich dabei Verdienste bei der Verbreitung der griechischen Kultur und Sprache in Europa.