„Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war.“ So steht es in der Bibel. Im ersten Buch Mose. Licht ist also eindeutig Chefsache. Aber da der „Chef“ Wichtigeres zu tun hat, als sich um die Illumination seiner unzähligen Gebäude zu kümmern, gibt es Menschen wie Maximilian Piltz.
„B.A. Lighting-Design“ ist die Berufsbezeichnung des 28-Jährigen aus Werl, der mit seiner Firma „Lightmosphere“ jetzt nach Soest umgezogen ist. Zwar sorgt Piltz grundsätzlich überall für Lichtkonzepte, doch hat er sich inzwischen gerade bei Kirchenbauten einen Namen gemacht. Mit der Nominierung für den Deutschen Lichtdesign-Preis 2018 in der Kategorie Kulturbauten, der in diesem Jahr zum achten Mal für „herausragende Beleuchtungskonzepte“ vergeben wird, hat der junge Licht-Tüftler dabei so etwas wie den Ritterschlag der Fachwelt erhalten.
Allein die Nominierung ist eine tolle Auszeichnung
„Allein die Nominierung ist schon eine ganz außergewöhnliche Auszeichnung, auf die ich sehr stolz bin. Jetzt hoffe ich, dass ich auch zu den Preisträgern gehöre.“ Das wird er am 17. Mai erfähren, wenn die Preise in Köln verliehen werden. Nominiert worden ist Maximilian Piltz für sein Lichtkonzept, das in der Ostönner St. Andreas-Kirche umgesetzt worden ist. Notiz am Rande: Es war eine der ersten Kirchen, für die Piltz gearbeitet hat.
Die kleine Ostönner Kirche, in der die älteste, noch bespielbare Orgel der Welt steht, gilt als eine der schönsten und am besten erhaltenen romanischen Dorfkirchen Westfalens. „Dass ich nach der aufwändigen Renovierung diese Kirche buchstäblich ins rechte Licht setzen durfte, war schon eine gewaltige Herausforderung“, sagt der Lichtdesigner.
Mit seinen Ideen hat er nicht nur das Presbyterium, sondern auch die Jury überzeugen können. Im Text zur Nominierung heißt es: „Die Strenge und Ruhe des romanischen Innenraums mit seinen klaren geometrischen Formen, seiner schlichten Dekoration und sehr geringem Tageslichtanteil bedurfte einer zurückhaltenden und doch gleichzeitig flexiblen Unterstützung durch Licht.“
Eine Herausforderung stellte die von der Gemeinde gewünschte Flexibilität dar. Piltz: „Das technische und das dekorative Licht sollten in die Struktur des sakralen Raumes eingesetzt werden, ohne von der Architektur abzulenken.“
Vor allem sollten die zu großen Teilen original erhaltenen mittelalterlichen Malereien in ihrem gesamten Spektrum sichtbar gemacht werden. Deshalb verfügen sämtliche eingesetzten Leuchten über eine hohe Farbwiedergabe. Warme Lichtfarben sorgen für eine angenehme Atmosphäre. Nur bei der Orgel galt das Motto „Darf’s ein bisschen mehr sein?“ Sie wird mit 4000k relativ hell angestrahlt und so in Szene gesetzt.
Da die Andreas-Kirche von der aktiven Gemeinde häufig genutzt wird, hat das Presbyterium auf eine „Individualisierung durch Licht“ großen Wert gelegt. Piltz hat dafür eine Beleuchtungssteuerung kreiert, mit der die Gemeinde einzelne Leuchten individuell ansteuern und so eine Vielzahl von Beleuchtungsszenarien zu den unterschiedlichsten Anlässen gestalten kann.
Gute Zusammenarbeit mit Gemeinde ist das Wichtigste
„Das hat alles sehr viel Spaß gemacht. Es hat mich gereizt, das Beste für diese wunderbare Kirche herauszuholen. Das ist auch deshalb gelungen, weil die Zusammenarbeit mit der Gemeinde hervorragend funktioniert hat“, berichtet Piltz. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit sei wesentlich für die Umsetzung seiner Lichtideen. „Nur wenn alles sorgsam abgestimmt ist, kann eine Kirchenlichtplanung erfolgreich sein.“
Gleich zu Beginn eines jeden Projektes versucht Piltz daher mit den Verantwortlichen, eine Wunschliste zu erarbeiten: „Jede Gemeinde tickt anders. Deshalb setzen wir uns zusammen und ich frage: ,Was wollt ihr? Welche Wünsche habt ihr? Welche Funktionen soll das Licht erfüllen?‘ Ich sehe das Ganze immer als einen Problemlösungsprozess.“
Die alles entscheidende Frage sei aber: Welches Budget steht euch zur Verfügung? „Daran orientiere ich mich dann und kann Vorschläge machen, was geht und was nicht.“ Dabei hilft ihm auch der Einsatz modernster Technik – wie zum Beispiel ein Laserscanner, mit dem er die Kirchenräume detailgetreu abscannen kann. Am Computer kann dann in 3-D dargestellt werden, wie das Licht künftig im Kirchenraum wirken wird: „Das ist eine Darstellung, die dem Original sehr nahe kommt. So können sich alle frühzeitig einen Eindruck verschaffen, wie das Lichtkonzept den Kirchenraum verändert und zur Geltung bringt.“
Wichtig ist Maximilian Piltz, dass das Licht eher im Hintergrund bleibt und sich nicht blendend in den Vordergrund drängt: „Vielmehr soll die Architektur, sollen Altäre, Taufsteine oder Malereien nach vorne gebracht werden.“ Die Zeiten, in denen Licht einzig dazu diente, einen dunklen Raum zu erleuchten, gehören zunehmend der Vergangenheit an, weil erkannt worden ist, dass die oft vorhandenen Schätze in den Kirchen mit dem richtigen Licht für die Besucher einen ganz anderen Stellenwert bekommen und so auch der Gottesdienstbesuch in einem buchstäblich anderen Licht erscheint.
„Ein Beispiel“, sagt Maximilian Piltz: „Die St. Viktor-Kirche in Schwerte hat einen ganz wunderbaren Schnitzaltar. Der kam bisher mit dem in der Kirche vorhandenen Licht gar nicht zur Geltung.“ Das wird sich nun dank seiner Ideen ändern. Alle Beteiligten waren bereits bei der ersten Bemusterung begeistert davon, was für ein wunderbares Kunstwerk sie in ihrer Kirche haben. Ein Credo von Piltz lautet daher: „Es gibt große Potenziale, die in den Kirchen schlummern.“ Derzeit arbeitet er an einem Konzept für die Neu-St. Thomä Kirche in Soest.
Dass er einmal „irgendwas mit Licht“ machen würde, stand für Maximilian Piltz, der in der Evangelischen Kirchengemeinde Werl getauft und konfirmiert worden ist, schon relativ früh fest. „Erst wollte ich Hubschrauberpilot bei der Bundeswehr werden. Aber das hat nicht geklappt“, erzählt er. Als Jugendlicher jobbte er bei einer Firma für Veranstaltungstechnik und war frühzeitig mit dem Thema Licht konfrontiert worden: „Ich fand das total faszinierend.“
Schon in seiner Jugend hatte Piltz mit Licht zu tun
Folgerichtig hat er nach dem Abitur Lichtdesign und Architektur in Hildesheim studiert, nebenbei weiterhin bei Großveranstaltungen (wie Rock am Ring, Hurricane-Festival) mitgearbeitet und sich nach erfolgreicher Prüfung schnell selbstständig gemacht: „Ich wollte schon immer mein eigener Herr sein.“
Dass dabei die Lichtplanung für sakrale Gebäude einmal ganz oben auf seiner Referenzliste stehen würde, war nicht geplant: „Im Studium haben sie davor gewarnt, weil Kirchen sehr komplex seien und Lichtplanung daher äußerst kompliziert sei. Vermutlich ist es gerade das, was mich an diesen Aufgaben so reizt. Einfach können schließlich viele“, schmunzelt der „Herr der Lichter“.
