Sie war die erste evangelische Pfarrfrau. Noch vor Katharina von Bora, die 1525 Martin Luther heiratete, gab Katharina Schütz dem Straßburger Pfarrer Matthäus Zell in Straßburg das Jawort. Trotzdem ist sie – auch in evangelischen Kreisen – nahezu vergessen.
Das ist umso bedauerlicher, als Katharina Zell-Schütz viel mehr war als eine „normale Pfarrfrau“: Theologisch hochgebildet, setzte sie sich für die Verbreitung der Ideen der Reformation ein, attackierte die Doppelmoral der Kirchenoberen und engagierte sich für eine neue Rolle der Frauen in der Kirche. Das Paulus-Wort, die Frau solle schweigen in der Gemeinde, akzeptierte sie ausdrücklich nicht.
Katharina Zell-Schütz ist eine von etlichen Frauen, ohne die die Reformation vermutlich nicht so erfolgreich geworden wäre wie sie es schließlich wurde. Frauen, die – zumeist an der Seite ihrer Ehemänner – schrieben, predigten und praktische Dienste leisteten, die für die Ausbreitung der Ideen unverzichtbar waren.
Leider hat Kirchengeschichte, die – wie andere Bereiche der Geschichtsschreibung und Theologie auch – Jahrhunderte lang von Männern dominiert wurde, fast ausschließlich die Männer als handelnde Figuren der Reformation im Blick gehabt, allen voran Martin Luther, Huldrych Zwingli, Johannes Calvin. Es ist der feministischen Theologie der vergangenen etwa 20 Jahre zu verdanken, dass endlich auch die Frauen der Reformation Würdigung erfahren: neben Katharina von Bora und Katharina Zell-Schütz auch Argula von Grumbach, Wibrandis Rosenblatt, Elisabeth Cruciger, Olympia Fulvia Morata, Elisabeth von Braunschweig-Calenberg-Göttingen, Elisabeth von Rochlitz, Marie Dentière, Hille Feicken, Margarete Blarer und Idelette de Bure.
Eine neue Doppel-CD, erschienen als Kooperation zwischen dem Verband „Evangelische Frauen in Deutschland“ mit der Schweizer Dornbusch Medien AG, erschließt nun die Lebensgeschichten all dieser Frauen in kurzen Hörepisoden einem breiteren Publikum.
Vieles Neue und Überraschende ist da zu hören: vor allem über den Mut und die Stärke dieser Frauen, denen die ihnen zugewiesene Rolle nicht genug war, die sich über Konventionen und Gesetze hinwegsetzen, um ihre Ideen unters Volk zu bringen. Wie Idelette de Bure, die sich ein Pseudonym zulegen musste, um ihre Schriften drucken lassen zu können, weil es Frauen verboten war, Bücher zu veröffentlichen. Oder Argula von Grumbach, die mit ihren Flugschriften Auflagen erreichte, die denen Martin Luthers nahekamen, und die den Kampf mit mächtigen Professoren aufnahm, um einen jungen Mann zu retten, der der Ketzerei angeklagt war. hei
Kristina Dronsch, Katharina Buschor-Huggel, Thomas Klaus: Frauen der Reformation. Doppel-CD, 19,95 Euro; Bezug über: Evangelische Frauen in Deutschland, Berliner Allee 9-11, 30175 Hannover, Telefon (05 11) 89 76 83 00, E-Mail: bestellung@evangelisches-zentrum.de.