Die Wiederaufnahme der Feindseligkeiten in Gaza ist nach Worten des UN-Hochkommissars für Menschenrechte katastrophal. “Die jüngsten Äußerungen der politischen und militärischen Führung Israels, die darauf hindeuten, dass sie eine Ausweitung und Intensivierung der Militäroffensive planen, sind sehr beunruhigend”, sagte Volker Türk in einer Stellungnahme vom Freitag. Seit dem Morgen kam es erneut zu Raketenbeschuss auf Israel aus dem Gazastreifen. Israel reagierte mit Militärschlägen auf Ziele der islamistischen Hamas.
Türk rief politische Kräfte mit Einfluss auf die Konfliktparteien auf, die Bemühungen für einen Waffenstillstand zu verdoppeln. Türk forderte ein sofortiges Ende der Gewalt und eine bedingungslose Freilassung aller verbliebenen Geiseln. Von “Israel als Besatzungsmacht” forderte er die Grundversorgung der Bevölkerung des Gazastreifens.
Die “New York Times” berichtete unterdessen, Israel habe bereits seit mehr als einem Jahr Kenntnis vom Angriffsplan der islamistischen Hamas. Ein von der Zeitung eingesehener, rund 40 Seiten umfassender Schlachtplan der Hamas lege den Angriff im Detail dar. Israelische Militär- und Geheimdienstbeamte hätten die Warnungen jedoch ignoriert, da sie den Plan als zu ambitioniert und für die Hamas zu schwierig in der Durchführung ansahen.
Demnach skizziert der Plan den methodischen Angriff, der am 7. Oktober tatsächlich erfolgte, darunter massiven Raketenbeschuss und ein Eindringen von Bewaffneten in israelisches Gebiet. Ein Datum für die Ausführung habe der Plan nicht erhalten. Laut Zeitungsangaben zirkulierte das Dokument in weiten Kreisen israelischer Sicherheitskräfte.
Nach einwöchiger Feuerpause hat Israel den Krieg gegen die Hamas am Freitag wieder aufgenommen. “Die Terrororganisation Hamas-ISIS hat gegen die Rahmenvereinbarung verstoßen”, in dem sie ihrer Verpflichtung, alle weiblichen Geiseln freizulassen, heute nicht nachgekommen sei und Raketen auf israelische Bürger abgefeuert habe, hieß es dazu aus dem Büro von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (Freitag).
Auch die Armee warf der Hamas einen Bruch der Feuerpause vor. Sie rief die Zivilbevölkerung in Gaza auf, ihren Anweisungen Folge zu leisten. Die Armee werde “eine kontrollierte und präzise Evakuierung der Bevölkerung des Gazastreifens” durchführen, um sie “so weit wie möglich aus dem Kriegsgebiet zu bringen”.
Zuvor hatten sich Israel und die Hamas laut israelischen Medienberichten nicht auf eine Liste von am Freitagabend freizulassenden Geiseln einigen können. Das Außenministerium in Katar erklärte demnach, die Verhandlungen über eine Wiederherstellung der seit 24. November geltenden Waffenruhe dauerten an.