Die medizinische und humanitäre Lage in Süd-Gaza spitzt sich weiter zu. UN-Organisationen berichten von Fluchtbewegungen und fehlender humanitärer Hilfe. Israel greift weiter Terrorziele um Rafah an.
Israel verhindert nach Worten des UN-Untergeneralsekretärs für humanitäre Angelegenheiten, Martin Griffiths, dringend benötigte humanitäre Hilfslieferungen in den Gazastreifen. “Seit drei aufeinanderfolgenden Tagen darf nichts und niemand mehr in den Gazastreifen hinein oder heraus”, schrieb er am Donnerstagabend auf der Plattform X. Die Zivilbevölkerung in Gaza werde “ausgehungert und getötet”. Aufgrund der Schließung der Grenzübergänge komme kein Treibstoff in den Gazastreifen. Entsprechend gebe es keine Stromversorgung, kein Wasser, keinen Personen- oder Warenverkehr.
Ähnlich äußerte sich am Donnerstagabend der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates der USA, John Kirby. Der Warenübergang Kerem Schalom sei zwar technisch offen, es gelangten aber keine Hilfsgüter nach Gaza, sagte er laut Medienberichten. Die USA fordern die Wiedereröffnung des Grenzübergangs Rafah nach Ägypten für die Lieferung von Treibstoff und anderen humanitären Hilfsgütern.
Bereits am Mittwoch hatte der Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, gewarnt, den beiden noch funktionierenden Krankenhäusern in Rafah werde bis zum Wochenende der Treibstoff ausgehen. Ein drittes Krankenhaus habe wegen der anhaltenden Kampfhandlungen seinen Betrieb einstellen müssen.
Israel hatte am Mittwoch mitgeteilt, wieder Hilfsgüter über Kerem Schalom nach Gaza zu lassen. Der nördliche Übergang Erez sei zudem weiterhin in Betrieb. Der Warenübergang war seit dem Raketenbeschuss durch die Hamas, bei dem am vergangenen Sonntag vier israelische Soldaten getötet wurden, geschlossen. Unterdessen kam es nach israelischen Militärangaben wiederholt zu Beschuss von Kerem Schalom.
Das UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser (UNRWA) schätzte unterdessen die Zahl der Menschen, die auf der Suche nach Schutz vor zunehmenden israelischen Angriffen die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens verlassen haben, auf 110.000. Es gebe jedoch keine sicheren Orte im Gazastreifen und “die Lebensbedingungen sind grausam”, so das Hilfswerk am Freitag auf X.
Die israelische Armee setzt nach eigenen Angaben (Freitag) ihre Militäroperation im Osten von Rafah fort. Dabei habe man in den vergangenen Tagen auf der palästinensischen Seite des Grenzübergangs Rafah “mehrere Terrorzellen im Nahkampf und mit einem Luftangriff ausgeschaltet” sowie Tunnelschächte entdeckt und terroristische Infrastruktur zerstört.
Israels Armee hatte am Montag für Teile der Stadt Rafah eine Evakuierungsaufforderung ausgesprochen. In der Nacht zu Dienstag griff die Armee Ziele im Osten der Stadt an und brachte die palästinensische Seite des Grenzübergangs zu Ägypten unter ihre Kontrolle.
In Rafah halten sich derzeit über eine Million binnenvertriebene palästinensische Zivilisten auf, die den nördlichen Teil des Gazastreifens auf Aufforderung der israelischen Armee verlassen haben und vor den Kampfhandlungen geflohen sind.