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UN-Hochkommissar fordert internationale Sicherheitskräfte für Haiti

Der UN-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat die Entsendung internationaler Sicherheitskräfte in das Krisenland Haiti verlangt. Die Mission solle die haitianische Nationalpolizei bei der Bekämpfung der eskalierenden Bandengewalt unterstützen, sagte Türk am Donnerstag vor dem UN-Menschenrechtsrat in Genf.

Mit internationaler Unterstützung könne das haitianische Volk einen Weg aus dem Chaos finden, betonte er. Zwischen dem 1. Januar und dem 15. August 2023 seien durch Gewalt mindestens 2.439 Menschen getötet worden. Laut einem Haiti-Bericht, den Türk vorlegte, wurden mindestes 902 weitere Menschen verletzt und 951 entführt.

Die Gewalt habe nun alle Teile des Großraums von Port-au-Prince erfasst, darunter seien auch die Gebiete der Hauptstadt, die zuletzt noch als sicher galten. Die Banden in dem Karibik-Staat gehen laut Türk immer brutaler vor.

Frauen und Mädchen seien in besonderem Maße der Gewalt ausgesetzt. Sie seien Opfer sexueller Gewalt und kollektiver Vergewaltigungen. Die Banden rekrutierten Kinder und setzen sie als Späher oder Boten ein. Die Kleinen müssten an Entführungen und Raubüberfällen teilnehmen. Die Kriminellen verstümmelten Leichen in der Öffentlichkeit, zündeten sie an und verbreiteten die Bilder in sozialen Medien.

Die Gewalt habe die humanitäre Krise Haitis verschärft, heißt es in dem Bericht. Die Zahl der Menschen, die auf humanitäre Hilfe angewiesen seien, habe sich in den letzten drei Jahren fast verdoppelt. Die Angriffe von Bandenmitgliedern auf Schulen hätten sich im letzten Jahr verneunfacht, und viele Gesundheitsfachkräfte hätten das Land verlassen.

Haiti befindet sich seit langem in einer wirtschaftlichen und politischen Krise. In der Hauptstadt kämpfen Banden, die häufig mit politischen Kräften verbunden sind, um die Macht. Zudem hat sich das Land nie von dem verheerenden Erdbeben 2010 erholt, bei dem mindestens 200.000 Menschen starben.