Seit Beginn des Nahost-Kriegs am 7. Oktober sind nach Angaben der Vereinten Nationen etwa 1,9 Millionen Menschen im Gazastreifen vertrieben worden. Das entspricht 85 Prozent der Bevölkerung, so das UN-Flüchtlingshilfswerks für die Palästinenser (UNRWA) am Mittwochabend auf der Plattform X. Das Hilfswerk forderte eine humanitäre Waffenruhe, um dringend benötigte Hilfe leisten zu können und die anhaltende Vertreibung zu beenden.
Familien seien auf der Suche nach Sicherheit gezwungen, immer wieder umzuziehen, und würden so zu mehrfach Vertriebenen. Von den Schutzsuchenden sind demnach knapp 1,4 Millionen in 155 UNRWA-Einrichtungen im Gazastreifen untergekommen.
Die Lage im Gazastreifen sei nach 90 Tagen Krieg katastrophal. Insbesondere in den überfüllten Straßen der Stadt Rafah im Süden des Gebiets breiteten sich “Krankheiten in alarmierender Weise” aus. Israel hatte die Zivilbevölkerung aufgerufen, sich in Rafah in Sicherheit zu bringen.
UNRWA-Generalsekretär Philippe Lazzarini beklagte am Mittwoch auf X, das palästinensische Volk sei “einer kollektiven Bestrafung ausgesetzt”. Das Leid der Menschen in Gaza beschrieb er als unerträglich. Es werde zu wenig humanitäre Hilfe zugelassen.
Seit 7. Oktober seien mehr als 400.000 Fälle von Infektionskrankheiten im Gazastreifen gemeldet worden, berichtete die Zeitung “Haaretz” am Donnerstag unter Berufung auf UN-Sprecherin Florencia Soto Nino. 180.000 Menschen litten an Infektionen der oberen Atemwege.
Nach Angaben der von der radikalislamischen Hamas geführten Gesundheitsbehörde wurden in dem seit knapp drei Monaten andauernden Krieg rund 22.000 Palästinenser getötet und 57.000 verletzt. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Nach UN-Schätzungen sind etwa 70 Prozent der Getöteten Kinder und Frauen.