Erstmals seit Bestätigung einer Hungersnot in einem Flüchtlingslager im Sudan ist dort Hilfe angekommen. Mehr als 700 Lastwagen mit Lebensmitteln seien unterwegs zu abgelegenen Regionen in dem Kriegsland, teilte das Welternährungsprogramm (WFP) am Freitag mit. Mit den rund 17.500 Tonnen an Hilfsgütern könnten 1,5 Millionen Menschen einen Monat lang unterstützt werden. Im Flüchtlingslager Zamzam in der Region Nord-Darfur seien bereits am Freitag die ersten Nahrungsmittel angekommen. In dem Camp, in dem rund 500.000 Menschen Zuflucht vor der Gewalt gefunden haben, war im August eine Hungersnot bestätigt worden.
Im Sudan herrscht Krieg, seit im April 2023 ein Machtkampf zwischen der Armee und den paramilitärischen „Rapid Support Forces“ (RSF) eskaliert ist. Zehntausende Menschen sind seither getötet worden, mehr als 11 Millionen sind auf der Flucht, etwa 25 Millionen Menschen brauchen Hilfe zum Überleben. Beiden Konfliktparteien werden Kriegsverbrechen vorgeworfen, unter anderem weil sie humanitäre Hilfe verhindern.
Die Lieferungen ins Lager Zamzam nahe der regionalen Hauptstadt El Fasher seien wegen der Kämpfe um El Fasher und wegen der zur Regenzeit unpassierbaren Straßen in den vergangenen Monaten nicht möglich gewesen. Das Welternährungsprogramm habe sich in der Zeit mit lokalen Produkten zur Unterstützung von 100.000 Menschen behelfen müssen, erklärte die Organisation.
Im Sudan leben demnach inzwischen die Hälfte der Menschen weltweit, die Hungersnot-ähnliche Zustände erleiden. Geschätzte 4,7 Millionen Kinder unter fünf Jahren sind dem WFP zufolge akut unterernährt.
Die Organisation der Vereinten Nationen versuche, alle von der Außenwelt abgeschnittenen Konfliktregionen zu erreichen. „Das muss ganz dringend Erfolg haben, wenn wir das Blatt im Kampf gegen die Hungersnot wenden wollen“, erklärte der WFP-Direktor für Ostafrika, Laurent Bukera. Die Lieferungen seien weit mehr als Essen. Sie seien eine Rettungsleine für hungernde Menschen, die ins Kreuzfeuer geraten seien.