Die Konzentration von Treibhausgasen in der Atmosphäre hat nach jüngsten wissenschaftlichen Daten neue Rekordwerte erreicht. Erstmals lag im vergangenen Jahr der Anteil des besonders langlebigen Kohlendioxid 50 Prozent höher als im vorindustriellen Zeitalter, wie die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) am Mittwoch in Genf mitteilte. Die Anstiege von CO2, Methan und Stickoxid setzten sich im laufenden Jahr fort.
“Trotz jahrzehntelanger Warnungen der Wissenschaftsgemeinschaft, tausender Seiten von Berichten und Dutzender Klimakonferenzen gehen wir immer noch in die falsche Richtung”, erklärte WMO-Generalsekretär Petteri Taalas. Bei der aktuellen Treibhausgas-Konzentration werde die globale Durchschnittstemperatur bis Ende des Jahrhunderts deutlich über den Schwellen des Pariser Klimaabkommens liegen. Dies gehe einher mit mehr Extremwetter einschließlich starker Hitze und Regen, Eisschmelze, Meeresanstieg sowie Erwärmung und Versauerung der Ozeane.
Taalas mahnte nachdrücklich, den Verbrauch fossiler Brennstoffe zu mindern. Solange die Emissionen andauerten, werde sich Kohlendioxid weiter in der Atmosphäre anhäufen. Weil das Gas sich dort lange halte, blieben selbst bei einem raschen Stopp des CO2-Ausstoßes die Temperaturen etliche Jahrzehnte auf dem gleichen Niveau.
Eine vergleichbare CO2-Konzentration in der Lufthülle gab es laut WMO-Bericht zuletzt vor 3 bis 5 Millionen Jahren. Damals war das Klima 2 bis 3 Grad wärmer, und die Meeresspiegel lagen 10 bis 20 Meter höher als heute.
Ungebundenes Kohlendioxid ist den Wissenschaftlern zufolge der Haupttreiber für die Klimaerwärmung. Das Gas wird vor allem durch Verbrennung von Kohle, Öl und Gas sowie bei der Zementproduktion freigesetzt. Das zweite wichtige Treibhausgas Methan stammt aus natürlichen Quellen wie Sümpfen, vor allem aber aus menschlichen Tätigkeiten, unter anderem Landwirtschaft. Das dritte Gas Stickoxid gelangt zu einem geringeren Anteil durch den Menschen in die Atmosphäre; nichtsdestoweniger verzeichneten Forscher von 2021 bis 2022 einen stärkeren Anstieg als je zuvor.
Die Treibhausgas-Konzentration in der Atmosphäre, um die es im WMO-Bericht geht, ist zu unterscheiden von der Treibhausgas-Emission. Aktuelle Zahlen hierzu werden kommenden Montag vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) vorgestellt. Die WMO veröffentlicht zudem zum Auftakt der Klimakonferenz COP28 in Dubai ihren vorläufigen Weltklimabericht “State of the Global Climate 2023”.