Im Weiterbau der Autobahn 20 (A20) sehen Schleswig-Holsteins größte Naturschutzverbände „katastrophale Auswirkungen“ auf den Klimaschutz, bedrohte Vögel und Fische sowie das Grundwasser. In einer gemeinsamen Stellungnahme wenden sich die schleswig-holsteinischen Landesverbände des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) gegen den Bauabschnitt sieben von Hohenfelde bis Glückstadt (Kreis Steinburg) der Ost-West-Trasse. Der Bau verletze das artenschutzrechtliche Verbot, streng geschützte Tiere zu töten, wie beide Verbände am Donnerstag mitteilten. „Mit dem aktuellen Konzept darf es keine Planfeststellung geben“, sagte Nabu-Landeschef Alexander Schwarzlose. Die Projekt-Managementgesellschaft Deges müsse „dringend nachbessern“.
Wegen der Klimawirkungen des zunehmenden Verkehrs, des enormen Betonverbrauchs und der Zerstörung von Moorflächen sei der Ausbau der A20 die „umweltfeindlichste Fernstraßenplanung Deutschlands“, hieß es. In ihrer Stellungnahme wird konkret die Brutvogelkartierungen der Deges kritisiert, die wissenschaftlichen Standards nicht standhalten würden: „Die Brutvogelkartierung fand von März bis Juli statt, obwohl beispielsweise Seeadler bereits im Februar anfangen zu brüten. Zudem fanden die Erfassungen nur morgens und nachts statt, obwohl beispielsweise Kiebitze vorrangig spätnachmittags zu erfassen sind“, sagte Schwarzlose. Sein Fazit: Die Ergebnisse der Brutvogelkartierungen seien nicht belastbar und nicht geeignet, artenschutzrechtliche Konflikte zutreffend und rechtssicher zu bewerten. Schwarzlose: „Wir befürchten deshalb, dass mehr als die von der Deges genannten 24 Kiebitz-Brutpaare betroffen sind.“ Die Vogelart gilt als stark gefährdet.
Gefährdet seien zudem die Bestände der streng geschützten Fischarten Schlammpeitzger und Bitterling. Für den Sandspülbetrieb plane die Deges, mit leistungsstarken Pumpen Wasser aus dem Fluss Langenhalsener Wettern zu entnehmen, dies sei in unmittelbarer Nähe zu den Laichplätzen der Fische. Ein Großteil der zwei bis vier Millimeter großen Fischlarven werde in den Pumpen sterben. Ebenso betroffen seien die Larven der Teichmuschel und anderer Muschelarten, hieß es in der Stellungnahme.
Auch die Wasserversorgung der Anlieger-Gemeinden und der landwirtschaftlichen Flächen sehen die Naturschutzverbände gefährdet. Die Deges rechne selbst damit, dass der Grundwasserspiegel durch die Bauarbeiten um bis zu zwei Meter sinken könne. Es sei zu befürchten, dass Bachläufe austrocknen. Zudem würden Schadstoffe durch Bau und Betrieb der Autobahn ins Grundwasser, in Flüsse und Seen gelangen. Schwarzlose: „Dies sind nur einige der Schwachpunkte, die wir in der Planung gefunden haben.“