Wer sich für das Klima und die Umwelt einsetzt, muss trotz drängender Probleme mit seinen Kräften haushalten. Eine Umweltpsychologin ermutigt dazu, Erfolge anzuerkennen und auch mal “Nein” zu sagen.
Die Deutschen haben inzwischen drängendere Sorgen als den Klimawandel – laut Studien zum Beispiel die Inflation oder die Kriege in der Ukraine und Nahost. Dennoch engagieren sich tausende Menschen für den Umwelt- und Klimaschutz. Laut Umweltpsychologin Paula Blumenschein braucht es dafür aber mehr als Angst vor dem Klimawandel, wie sie im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erklärte. “Angst, Wut und Trauer sind zwar alles Klima-Emotionen, die einen Menschen motivieren. Darüber hinaus spielt aber auch das “Wir”-Gefühl mit anderen, die sich für Klimaschutz einsetzen, eine Rolle – und die Überzeugung, dass man allein oder in der Gruppe etwas bewirken kann”
Blumenschein hat mit weiteren Umweltpsychologen ein Buch darüber geschrieben, wie Menschen angesichts der Klimakrise einerseits zum Handeln motiviert werden, sich andererseits aber in ihrem Engagement nicht bis zur Erschöpfung verausgaben. “Uns hat die Frage interessiert, wie Klimaprotest und -engagement effektiv und gesund für die Teilnehmenden gestaltet werden kann”, erklärt Blumenschein, die wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TU Dortmund und seit mehr als zehn Jahre selbst ehrenamtlich im Umwelt- und Klimaschutz aktiv ist.
So hat sie nach eigenen Worten selbst erlebt, dass sich einst sehr engagierte Menschen aus Gruppen zurückziehen, weil sie erschöpft sind – ein Phänomen namens “activist burnout”. Laut Blumenschein braucht es ein resilientes Engagement, um langfristig Klima- und Umweltschutz betreiben zu können. “Klimaschutz ist kein Sprint, sondern eine lebenslange Wanderung”, erklärt die 28-Jährige. Allerdings hätten besonders Klimaaktivisten das Gefühl, dass keine Zeit zu verlieren ist. “Das macht einen großen Druck und kann sehr belastend sein.”
Der Umweltpsychologin zufolge sollten Umwelt- und Klimaschutzgruppen ihre Ziele bewusst wählen. Zudem sei es besser, mal eine Aktion weniger zu planen und umzusetzen, anstatt sich einer starken Leistungskultur aufzuopfern. Sei eine Aktion oder Veranstaltung beendet, sollte die Gruppe die Zeit danach zur Reflektion nutzen und dazu, ihre Ressourcen wiederaufzubauen. Dabei könnten Gespräche helfen, in denen man sich fragt, wie es der Gruppe aktuell geht und welche Energie-Ressourcen sie zur Verfügung hat.
“Sich gegenseitig zu unterstützen und sich nicht zu überlasten, sollte das Ziel sein”, sagt Blumenschein. Mitglieder sollten auch mal “Nein” sagen können. Wichtig sei zudem, regelmäßig anzuerkennen, was man bereits geschafft habe und diese Erfolge auch zu feiern – zum Beispiel mit “Applaus-Runden”. Auch gemeinsame Aktivitäten außerhalb des Engagements seien wichtig, “um einfach mal so Spaß zu haben”.