Hildesheim. Nach umstrittenen Aussagen über homosexuelle und geschlechtsdiverse Menschen soll der evangelische Pastor Marcus Piehl seine Kirchengemeinde St. Johannis in Nordstemmen verlassen. Der Kirchenvorstand der Gemeinde habe sich für einen personellen Neuanfang im Pfarramt ausgesprochen und befürworte einen Wechsel von Piehl auf eine andere Stelle, teilt der Kirchensprengel Hildesheim-Göttingen mit.
Piehl hatte sich im Gemeindebrief gegen Geschlechterdiversität gewandt. Sie sei nicht mit der Schöpfungsordnung vereinbar. Lebensmodelle, die nicht dem klassischen Bild einer Familie mit Mutter, Vater und Kind entsprechen, machte der Pastor für psychische Probleme bei Kindern verantwortlich. Zudem berief sich der Geistliche auf den umstrittenen Evolutionsbiologen Ulrich Kutschera. Dieser musste sich wegen seiner Unterstellung, Homosexuelle hätten eine Neigung zum sexuellen Missbrauch von Kindern, bereits vor Gericht verantworten.
Auch Lady Bitch Ray schaltet sich ein
Nach der Veröffentlichung des Artikels im Gemeindebrief hatte es medial und auch in der Kirchengemeinde eine Vielzahl von kritischen Anfragen zum Inhalt des Artikels gegeben. Auch die Feministin und Rapperin Lady Bitch Ray hatte sich eingeschaltet. Sie war von Piehl im Gemeindebrief attackiert worden. Piehls Vorgesetzter, Superintendent Christian Castel, sagte: „Die Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher hoffen, dass ein Neuanfang im Pfarramt dazu beiträgt, die Polarisierung, die in der Gemeinde in Folge des Artikels entstanden ist, zu überwinden. Künftig soll wieder die vielfältige Gemeindearbeit im Vordergrund stehen.“ Über Piehls künftige Aufgaben sei die Landeskirche mit dem Pastor im Gespräch. Über die Vertretungsregelung für die Kirchengemeinde Nordstemmen wird der Kirchenkreis zeitnah informieren.
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Pastor Piehl bittet um Entschuldigung
Der Kirchenvorstand hatte sich zuvor in einer Stellungnahme in aller Form von den Äußerungen Piehls distanziert. Diese stünden in klarem Widerspruch zum Leitbild der Kirchengemeinde. „Wir bedauern aufrichtig alle entstandenen Verletzungen“, hieß es in dem Schreiben. Der Pastor hatte sich daraufhin für seien Artikel entschuldigt. Doch auch die hannoversche Landeskirche kritisierte den Beitrag. Er enthalte „grundlegend falsche und gefährliche Positionen“, betonte Kirchensprecher Benjamin Simon-Hinkelstein. Die Landeskirche setze sich ohne Ausnahme klar gegen jede Form von Diskriminierung ein.