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Umfrage: So soll sich der Erzbischof von Canterbury positionieren

Fast drei Viertel der Briten interessiert die Wahl des neuen Erzbischofs von Canterbury kaum. Die Mehrheit wünscht sich jedoch, dass er sich zu Armut, Obdachlosigkeit und sozialen Themen äußert, weniger zu Politik.

Fast drei Viertel der Menschen in Großbritannien ist es egal, wer der nächste Erzbischof von Canterbury wird. Das ergab eine Ipsos-Umfrage für die Nachrichtenagentur PA, wie der Sender Sky News am Montag berichtet. Unter den 1.100 Befragten waren nach Angaben des Senders 505 Menschen, die sich als Christen bezeichnen. Von ihnen waren 62 Prozent nicht an der Besetzung des höchsten geistlichen Amtes in der anglikanischen Kirche von England interessiert.

Das Erzbistum Canterbury ist seit dem 7. Januar dieses Jahres unbesetzt, nachdem der bisherige Amtsinhaber, Justin Welby, im November 2024 wegen der Vertuschung von Missbrauch zurückgetreten war. Welby hatte die Amtsgeschäfte bis zum 6. Januar weitergeführt.

Die Umfrage hat klare Tendenzen gezeigt, zu welchen Themen sich der zukünftige Amtsinhaber äußern soll. Gemäß der Umfrage gaben 28 Prozent der Befragten an, dass der neue Erzbischof weniger über politische Themen sprechen soll. 17 Prozent hingegen sind der Meinung, er solle sich mehr dazu äußern. Mehr als die Hälfte der Befragten war der Meinung, der Erzbischof solle sich zu Obdachlosigkeit und Armut äußern, und ein Drittel fand, er solle wohltätige Zwecke stärker fördern als seine Vorgänger.

Knapp 37 Prozent der Befragten befürworteten es, wenn sich der Erzbischof von Canterbury zu den in Großbritannien kontrovers diskutierten Themen Asyl und Einwanderung äußert. 25 Prozent hingegen lehnten Einlassungen des anglikanischen Kirchenoberhauptes zu diesem Thema ab.

Der neue Erzbischof wird von der Crown Nominations Commission ausgewählt. Leiter der Kommission ist der frühere Chef des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5, Jonathan Douglas Evans. Nachdem die Kommission mit einer Zwei-Drittel-Mehrheit zwei bevorzugte Kandidaten bestimmt hat, werden die Nominierungen dem Premierminister vorgelegt, der einen davon auswählt, der dann formal vom König ernannt wird.

Berichten zufolge soll es eine Liste mit Kandidaten geben, die in der engeren Auswahl stehen. Bei den britischen Buchmachern wird die Bischöfin von Chelmsford ganz hoch gehandelt. Guli Francis-Dehqani kam als Flüchtling mit ihrer Familie nach der iranischen Revolution 1980 aus dem Iran nach Großbritannien. Falls Francis-Dehgani gewählt würde, wäre sie die erste Erzbischöfin von Canterbury. Laut Beobachtern könnte eine Entscheidung im Oktober fallen.