Artikel teilen:

Umfrage: Beschäftigte mit Tarifvertrag erhalten öfter Weihnachtsgeld

Gut die Hälfte (53 Prozent) der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland bekommt einer Umfrage zufolge Weihnachtsgeld. Bei den Beschäftigten, die nach Tarifverträgen bezahlt werden, erhalten 77 Prozent die Sonderzahlung, wie die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung am Montag in Düsseldorf mitteilte. In Betrieben ohne Tarifvertrag bekommen demnach lediglich 42 Prozent ein Weihnachtsgeld.

Die Zahlung von Weihnachtsgeld wird den Angaben zufolge entweder durch Tarifverträge geregelt oder beruht auf freiwilligen Leistungen des Arbeitgebers, die bei mehrjähriger Wiederholung als „Gewohnheitsrecht“ verpflichtend werden können. Auch wenn die Preisschübe in den vergangenen Monaten nachgelassen hätten, sei das Weihnachtsgeld für viele Beschäftigte „nach wie vor sehr wichtig“, sagte Thorsten Schulte vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut der Hans-Böckler-Stiftung (WSI). Die „dauerhaft gestiegenen“ Lebenshaltungskosten blieben insbesondere im Niedriglohnsektor eine finanzielle Herausforderung, betonte Schulte.

Neben der Tarifbindung von Betrieben gibt es nach Angaben des Forschungsinstituts weitere Merkmale, die die Chancen auf Weihnachtgeld beeinflussen. So erhielten in Westdeutschland 55 Prozent der befragten Arbeitnehmer die Sonderzahlung, in Ostdeutschland seien es nur 45 Prozent. Bei Vollzeitbeschäftigten ist die Zahlung von Weihnachtsgeld mit 54 Prozent etwas höher als bei ihren Kolleginnen und Kollegen in Teilzeit (49 Prozent).

In den meisten großen Tarifbranchen existieren laut WSI tarifvertragliche Bestimmungen zum Weihnachtsgeld. Die Höhe schwanke dabei: Bei den mittleren Entgeltgruppen reiche sie von 250 Euro in der Landwirtschaft bis zu 3.836 Euro in der Chemischen Industrie.

Die Beschäftigten in der Chemiebranche erhalten den Angaben zufolge ebenso wie beispielsweise in Teilen der Energiewirtschaft, in der Süßwarenindustrie, bei der Deutschen Bahn oder im Bankgewerbe ein klassisches 13. Monatsgehalt im Sinne einer Sonderzahlung von 100 Prozent. Im öffentlichen Dienst der Gemeinden beträgt die Jahressonderzahlung je nach Vergütungsgruppe zwischen 52 und 85 Prozent des Monatsentgeltes.

Für die Auswertung zur Häufigkeit von Weihnachtsgeld hat das Institut nach eigenen Angaben Daten von rund 40.000 Beschäftigten mit mehr als einem Jahr Berufserfahrung ausgewertet, die zwischen November 2022 und Oktober 2023 an einer kontinuierlichen Online-Erhebung des Portals lohnspiegel.de der Böckler-Stiftung teilgenommen hatten. Die Umfrage sei nicht repräsentativ, erlaube aber aufgrund der hohen Fallzahlen „detaillierte Einblicke in die Arbeitswelt“, hieß es.