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Ukrainischer Bischof: Suizide im Kriegsgebiet nehmen zu

Dem katholischen Bischof der ostukrainischen Stadt Charkiw zufolge wissen viele Menschen in seinem Bistum nicht mehr weiter. Daher würden bestimmte Hilfen für die Bevölkerung immer wichtiger.

Im Osten der Ukraine steigen kirchlichen Berichten zufolge die Suizidzahlen. “Es gibt viele Selbstmorde, weil die Menschen nicht wissen, wie es weitergeht. Der Luftalarm in Charkiw geht fast rund um die Uhr”, sagte der katholische Bischof der ostukrainischen Stadt Charkiw, Pawlo Hontscharuk. Das teilte das päpstliche Hilfswerk “Kirche in Not” am Montag in München mit.

Dem Bischof zufolge ist seine Diözese zu einem Viertel von Russen besetzt. Dort könnten keine Priester mehr eingesetzt werden. Deren Präsenz habe jedoch für die Bevölkerung eine große Bedeutung: “Die Menschen sagen: ‘Wenn ein Priester da ist, dann kann ich auch bleiben.’ Sie brauchen unsere Anwesenheit. Die Einsamkeit ist schwer zu ertragen – vor allem, wenn man einen geliebten Menschen verloren hat.”

Immer wichtiger werde daher neben der humanitären die psychologische Hilfe für die Bevölkerung, ergänzte Hontscharuk. “Wir haben wenige Spezialisten und Fachleute, und das ist ein Problem. ‘Kirche in Not’ unterstützt psychologische Schulungen für Priester, Ordensleute und weitere Helfer. Das ist so wichtig, und wir sind sehr dankbar dafür”, betonte Hontscharuk. Lebensgefährlich, aber wichtig sei der Einsatz von 46 Militärkaplänen, die oft die einzigen Ansprechpartner für die Frontsoldaten seien. “Was diese Menschen in ihrer Seele erleben, ist ein Alptraum. Deshalb ist ein Militärkaplan so wichtig. Er hört sich das an, was die Menschen auf der Seele haben.”

Immer wieder erlebe er, dass die seelsorgerische Begleitung Aggressionen heilen könne, sagte der Bischof weiter. So sei eines seiner prägendsten Erlebnisse in jüngster Zeit eine Beerdigung nahe der Front gewesen. Die Menschen seien prorussisch und ihm gegenüber feindlich eingestellt gewesen. Er habe deshalb die Beerdigung mit einem Gebet für die Anwesenden begonnen. Nachher seien die Menschen auf ihn zugekommen und hätten ihn aufgefordert, nochmals für sie zu beten. “Ich fragte sie, warum. Sie meinten: ‘Als Sie gebetet haben, wurde uns leicht ums Herz.’ Bei diesen Menschen ist der Krieg zu Ende. Denn der Krieg fängt in den Herzen an, und er endet dort.”