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Ukrainisch-Orthodoxe und Protestanten beten gemeinsam

Sie waren schon befreundet, bevor Russland die Ukraine angriff: die Ukrainisch-Orthodoxe Gemeinde und die Kirchengemeinde St. Andreas. Seit Kriegsbeginn rücken sie immer näher zusammen.

Weihnachten feierten Pastor Schoeler (links.) und Priester Bohodyst (ganz rechts) lutherisch und orthodox und mit Abendmahl.
Weihnachten feierten Pastor Schoeler (links.) und Priester Bohodyst (ganz rechts) lutherisch und orthodox und mit Abendmahl.privat

Im Januar 2022 hatten sie das Gefühl, dass etwas passieren könnte in ihrem Heimatland, der Ukraine. Die Ukrainisch-Orthodoxe Gemeinde in Hamburg und die Kirchengemeinde St. Andreas beschlossen, gemeinsam zu beten. Sie planten ein Friedensgebet für den 27. Januar. Am 24. Februar 2022 griffen russische Truppen ihr Nachbarland an. „Da hatte das Gebet eine ganz andere Dimension“, erinnert sich Pastor Kord Schoeler aus der Gemeinde. „Seitdem haben wir eine ganz intensive Zusammenarbeit.“

Seit 2018 feiert die Ukrainisch-Orthodoxe Gemeinde ihre Gottesdienste in der St.-Andreas-Kirche. Kurz zuvor hatte sich die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche von Moskau von der Russisch-Orthodoxen Kirche gelöst. „Es war eine freundliche Nachbarschaft hier“, meint Kord Schoeler, wenn er an die Anfangsjahre denkt.

Mit Kriegsbeginn wuchs die Gemeinde. Feiert sie heute Gottesdienste, reisen Ukrainerinnen und Ukrainer aus ganz Norddeutschland nach Harvestehude. Eine Kindergruppe und ein Kinderchor treffen sich im Gemeindehaus.

Gemeinden haben Weihnachten zusammen gefeiert

Zwischen Priester Yaroslav Bohodyst und Pastor Kord Schoeler ist die Vertrautheit gewachsen. Ihre Gemeinden haben so miteinander Weihnachten gefeiert, nachdem die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche 2022 erlaubt hatte, das Fest nach dem julianischen Kalender auch am 25. Dezember zu begehen.
„Ausgesucht haben wir es uns nicht“

„Wir haben sogar parallel Abendmahl gefeiert“, erzählt Schoeler. Jede Gemeinde folge dabei ihrer eigenen Liturgie. „Das war eine sehr gute Erfahrung, auch die Ökumene. Wir nehmen uns in unserer Unterschiedlichkeit liebevoll an und verständnisvoll wahr“, sagt er. Die evangelisch-lutherische Gemeinde lauscht dann den liturgischen Gesängen von Yaroslav Bohodyst und seiner Ukrainisch-Orthodoxen Gemeinde. Und diese lernen ganz andere Elemente durch die Protestanten kennen. Zum Beispiel die Gebetsstille.

Durch den Krieg zusammengerückt

Zusammengerückt sind die Christen auch in ihrem Miteinander. Sie hören einander zu, trauern, unterstützen sich. „Wir sind durch den Krieg eine sehr seelsorgerliche, diakonische Gemeinde geworden“, sagt Schoeler. „Ausgesucht haben wir es uns nicht. Es ist uns passiert, es ist ein Geschenk.“

Zwei Jahre nach Kriegsbeginn spürt Kord Schoeler durchaus eine Erschöpfung unter den Geflüchteten. „Es ist eine Ernüchterung. Angst, dass Russland die militärische Oberhand gewinnt.“

Auf den Weihnachtsgottesdienst folgten Feiern zum Gemeindefest, ein gemeinsames Totengedenken am Ewigkeitssonntag und immer wieder Friedensgebete. Am Samstag, 24. Februar, ist um 18 Uhr das nächste geplant. Zum zweiten Jahrestag des Überfalls Russlands auf die Ukraine.

Am 24. Februar findet ein weiterer Gedenkgottesdienst für die Ukraine in der Hauptkirche St. Petri statt. Er beginnt um 11 Uhr, unter anderem mit Bischöfin Kirsten Fehrs.