Die Zahl der Obdachlosen, die in der NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf auf der Straße oder ohne eigene Unterkunft lebten, betrug laut einer Zählung am 19. Oktober vergangenen Jahres 729. Diese Zahl sei im Vergleich zu der lokalen Zählung im Jahr 2021 um knapp 60 Prozent gestiegen, erklärten die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft von Trägern der Wohnungslosenhilfe in Düsseldorf am Mittwoch in einem Pressegespräch.
Im Oktober vergangenen Jahres waren es in Düsseldorf allein 437 Menschen, die auf der Straße nächtigten, über 80 Prozent mehr als 2021, als 239 Menschen im Freien gezählt wurden. Weitere 292 obdachlose Menschen waren am 19. Oktober 2023 andernorts untergebracht: in Krankenhäusern (45), im Polizeigewahrsam (7) oder in Notschlafstellen (240).
An allen Düsseldorfer aufgesuchten Orten sei eine „drastische Steigerung“ gegenüber der Zählung im Herbst 2021 zu verzeichnen, erklärte die Arbeitsgemeinschaft der Träger der Wohnungslosenhilfe. Die Zählung am 19. Oktober 2023 fand zwischen 22.30 Uhr und ein Uhr statt. Nächtlich unterwegs waren 90 Zählerinnen und Zähler der verschiedenen Träger in der Arbeitsgemeinschaft, insbesondere der Diakonie, der Caritas, des Sozialdienstes katholischer Männer, der Organisation aXept und der franzfreunde.
Die Nachtzählungen der Menschen mit Lebensmittelpunkt Straße finden in Düsseldorf bereits seit 1994 statt, erklärte Stefanie Ferlings von den franzfreunden. Bei einer bundesweiten Stichtagserhebnung wurde nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Obdachlosenhilfe vom November letzten Jahres eine Steigerung von wohnungslosen Menschen um 67 Prozent gegenüber 2022 ermittelt. Bei den deutschen wohnungslosen Menschen betrug der Anstieg fünf Prozent, bei den Nichtdeutschen bei 118 Prozent.
Aus Sicht von Jürgen Plitt von den franzfreunden nimmt „die Verelendung der Obdachlosen in der NRW-Landeshauptstadt“ zu. Auch die Probleme der obdachlosen Menschen mit unterschiedlichen Süchten nähmen deutlich zu. Die Drogensucht steigere dann auch die Probleme, eine reguläre Wohnung zu finden, erläuterte Oliver Targas von der Diakonie Düsseldorf.
Die Arbeitsgemeinschaft der Träger der Wohnungslosenhilfe fordert mittelfristig mehr Einrichtungen für Menschen in Notschlafstellen, wo diese sich auch tagsüber aufhalten und Beratung bekommen könnten. Zudem sei mehr Pflegepersonal zur Unterstützung der Streetworker notwendig, erklärte Marvin Wirringa von aXept. Die Träger der Wohnungslosenhilfe würdigten die Unterstützungsleistungen in der Stadt Düsseldorf als gut. Es gebe dennoch Verbesserungsmöglichkeiten für die Menschen, die auf der Straße leben. Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum und die Diskriminierung Obdachloser oder Wohnungsloser bei der Suche nach einer geeigneten Wohnung seien problematisch.