Die Zahl sogenannter Inobhutnahmen von Kindern und Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen ist im vergangenen Jahr weiter gestiegen. Mindestens 16.306 Minderjährige wurden durch Jugendämter untergebracht, wie das Statistische Landesamt am Freitag in Düsseldorf mitteilte. Da wegen eines Cyberangriffs bei einem IT-Dienstleister und technischer Probleme in Essen nicht alle Daten gemeldet wurden, schätzt die Behörde die tatsächliche Zahl der Fälle auf rund 17.100 – im Vorjahr waren es 16.546.
In fast jedem zweiten Fall (47 Prozent) wurden von den Jugendämtern Minderjährige in Obhut genommen, die ohne Begleitung aus dem Ausland eingereist waren. Vor allem in diesen Fällen sind in der Statistik Doppelzählungen möglich, wenn Kinder und Jugendliche nach ihrer Einreise zunächst vorläufig und im Anschluss noch einmal regulär von einem Jugendamt untergebracht wurden. Je nach Fall können sie für die reguläre Unterbringung aber auch auf Jugendämter im übrigen Bundesgebiet verteilt werden.
Von den im vergangenen Jahr statistisch erfassten Minderjährigen, für die Schutzmaßnahmen der Jugendämter ergriffen wurden, waren zwei Drittel männlich und ein Drittel weiblich. Rund 70 Prozent waren 14 Jahre oder älter. Ein Höchststand von Inobhutnahmen wurde 2016, im Jahr des großen Flüchtlingszuzugs, mit über 22.000 Fällen registriert. In den Folgejahren sank die Zahl bis auf knapp 12.200 Fälle im Jahr 2021. In den beiden vergangenen Jahren erhöhte sich die Fallzahl wieder auf jeweils mehr als 16.000 Inobhutnahmen in NRW.
Die Jugendämter müssen sich um Kinder und Jugendliche kümmern, wenn ein unmittelbares Handeln zum Schutz in Eil- und Notfällen geboten ist. Im Jahr 2023 erfolgten 1.862 Inobhutnahmen auf eigenen Wunsch der Minderjährigen (11,4 Prozent aller gemeldeten Fälle) und 6.776 wegen dringender Kindeswohlgefährdung (41,6 Prozent). Die übrigen 47 Prozent entfielen auf unbegleitete Minderjährige aus dem Ausland. Von ihnen wurden 4.021 vorläufig und 3.647 regulär in Obhut genommen.